Paläontologe Tyler Lyson erkannte, dass es sich beim Fund von Liam Fisher, Jessin Fisher und Kaiden Madson um einen Tyrannosaurus rex handelte.
Rick Wicker/Denver Museum of Nature & Science

Vor zwei Monaten wurde die junge Ruby Reynolds zur Studienautorin. Mit elf Jahren war sie 2020 mit ihrem Vater in England unterwegs gewesen und hatte den Unterkieferknochen eines riesigen prähistorischen Meeresreptils entdeckt. Kurz darauf wurde bekannt, dass zwei Buben 2023 bei München auf die fast vollständigen Skelette von Urelefanten gestoßen waren. Nun bekommen die Nachwuchsforscherinnen und -forscher Gesellschaft aus den USA: 2022 stießen die Brüder Liam (sieben Jahre) und Jessin Fisher (zehn) mit Cousin Kaiden Madsen (neun) in North Dakota auf die Überreste eines Tyrannosaurus rex.

So könnte der junge T. rex zu Lebzeiten durch das heutige North Dakota gelaufen sein.
Andrey Atuchin / Denver Museum of Nature & Science

Es handelte sich um ein relativ jung verstorbenes Exemplar, das daher den Spitznamen "Teen Rex" erhalten hat. Es befindet sich nun im naturhistorischen Museum von Denver (Colorado), wo die Öffentlichkeit die Präparation der Knochen ab 21. Juni mitverfolgen kann. "Der Fund ist besonders aufregend, weil die Mehrheit der bisher entdeckten Tyrannosarus-rex-Fossilien von erwachsenen Tieren stammt", sagt Museumspaläontologe Tyler Lyson. "Fossilien von einem jüngeren Tier können in der Forschung benutzt werden, um verschiedene Aspekte des Lebens von Dinosauriern näher zu beleuchten, zum Beispiel Wachstumsmuster."

Verräterische Zähne

Es kam nicht völlig überraschend, dass die Kinder beim Ausflug auf Dinosaurierknochen gestoßen waren: Die Familie war unterwegs in der Hell-Creek-Formation, in der bereits etliche Saurier gefunden wurden. Allerdings glaubten sie zuerst, die Reste eines relativ häufig vorkommenden Entenschnabelsauriers vor sich zu haben. Sie schickten ein Foto des Beinknochens an Familienfreund Lyson, der eine Grabung organisierte.

Liam Fisher liegt neben dem Ober- und Unterschenkel eines jungen T. rex. Vater Sam Fisher schickte dieses Foto an seinen ehemaligen Schulkollegen, den Paläontologen Tyler Lyson, der daraufhin eine Grabung einleitete.
Sam Fisher

Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen grub Lyson die Überreste aus, die Buben und ihre zwölfjährige Schwester Emalynn wurden Teil des Teams. Beim Anblick eines Zahns stellte sich heraus, dass es sich nicht um einen Pflanzenfresser, sondern den Spitzenprädator (oder zumindest Aasfresser) T. rex handelte. Und noch dazu um ein Exemplar, das sich ähnlich wie die Finder heute im Kindes- oder Teenageralter befunden hatte.

Die Zähne verrieten, dass es sich um einen Tyrannosaurier handelte.
Dr. Tyler R. Lyson

Der älteste bisher gefundene T. rex dürfte etwa 30 Jahre alt geworden sein. Das nun gefundene Exemplar, das zu einem Drittel erhalten ist, war 13 bis 15 Jahre alt, war 7,6 Meter lang, drei Meter hoch und etwa 1600 Kilogramm schwer. Er befand sich in der Wachstumsphase, die etwa mit 14 Jahren beginnt: Bis zum Alter von 18 Jahren gewinnen die Jungtiere pro Jahr ungefähr 600 Kilogramm an Gewicht. "Teen Rex" lebte vor 67 Millionen Jahren.

Bei dem nun entdeckten Tyrannosaurier (blaue Färbung) handelt es sich um ein relativ junges Exemplar. Gefunden wurden Unterkiefer, Hüfte und Knochen des rechten Beins.
Lyson et al.

"Jurassic Park"

Eine Filmcrew dokumentierte die spektakuläre Ausgrabung, die mit dem Transport der Knochen ins Museum per Hubschrauber endete. Der Film soll weltweit in Museumskinos gezeigt werden – mit der Erzählerstimme von Sam Neill, der in den Jurassic Park-Filmen die Hauptrolle des Paläontologen Alan Grant spielt.

Im Badlands-Nationalpark im US-Staat North Dakota wurden bereits viele Saurierskelette entdeckt.
Dr. Tyler R. Lyson

"Diese Kinder dabei zu unterstützen, den Nervenkitzel ihrer Entdeckung zu erleben und sich für Wissenschaft zu begeistern, ist für mich persönlich unglaublich bereichernd", sagt Tyler Lyson. Er selbst hatte als Kind in dieser Gegend Dinosaurierfossilien entdeckt und führende Paläontologen kennengelernt. (red, APA, 4.6.2024)