Mirra Andrejewa steht im Halbfinale von Paris.
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Paris Der zweite Viertelfinaltag der Frauen bei den mit 53,48 Millionen Euro dotierten French Open hat gleich zwei große Überraschungen gebracht. Wobei der 6:7 (5), 6:4, 6:4-Erfolg der erst 17-jährigen Russin Mirra Andrejewa am Mittwoch über die als Nummer zwei gesetzte Belarussin Aryna Sabalenka getrost als Sensation bezeichnet werden darf. Davor hatte die Italienerin Jasmine Paolini die Nummer 4, Jelena Rybakina aus Kasachstan, mit 6:2, 4:6, 6:4 ausgeschaltet. Bei den Männern steht Alexander Zverev wieder im Halbfinale.

Der Deutsche gewann sein Viertelfinale gegen den australischen Außenseiter Alex De Minaur trotz einer durchschnittlichen Leistung mit 6:4, 7:6 (5), 6:4 und ist damit nur noch zwei Siege vom ersten Grand-Slam-Turniersieg entfernt. In der Runde der besten Vier trifft Zverev am Freitag auf den Norweger Casper Ruud, der von der verletzungsbedingten Viertelfinal-Absage von Titelverteidiger Novak Djokovic profitierte.

Eine Überraschungsfinalistin fix

Bei den Frauen steht eine der beiden Überraschungen im Endspiel von Roland Garros. In diesem wird dann entweder Titelverteidigerin Iga Swiatek (POL-1) oder Coco Gauff (USA-3) in jedem Fall die Favoritin sein.

Sabalenka hatte allerdings schon im ersten Satz Probleme mit der Gesundheit und erhielt beim Stand von 3:1 ein Medikament. Andrejewa nutzte dies abgebrüht zur 5:3-Führung, doch Sabalenka kämpfte sich ins Tiebreak, das sie mit einem Stoppball für sich entschied. Zu Beginn des zweiten Satzes schien Sabalenka wieder beeinträchtigt und erhielt eine Verwarnung wegen einer zu langen Pause zwischen zwei Games.

Andrejewa schaffte den Satzausgleich und im dritten Durchgang entwickelte sich ein hochklassiger Schlagabtausch. Der Außenseiterin gelang im letzten Game das entscheidende Break mit dem zweiten Matchball. Einem cool gespielten Lob. Andrejewa kürte sich damit zur jüngsten Halbfinalistin in Roland Garros seit Martina Hingis vor 27 Jahren. Dabei hatte die Australian-Open-Siegerin Sabalenka bis dato bei keinem Major-Match in diesem Jahr auch nur einen Satz verloren.

Jasmine Paolini überrascht bei den French Open.
IMAGO/Matthieu Mirville

"Ich habe beim Matchball so gespielt, als müsste ich einen Breakball abwehren, und so habe ich es geschafft zu siegen", war der erste Kommentar von Andrejewa noch auf dem Court.

Zuvor hatte Paolini die "Italien-Festspiele" in Frankreich mit ihrem ersten Major-Halbfinaleinzug perfekt gemacht. Nach Jannik Sinner bei den Männern sorgte die schon 28-jährige, nur 1,65 m große Norditalienerin für den nächsten Jubel in ihrer Heimat. Paolini hatte schon im zweiten Satz zwei Bälle auf das 5:3, konnte das Match aber noch nicht zumachen. Schließlich gelang ihr im dritten Satz das entscheidende Break zum 5:4.

"Es ist ein unglaubliches Gefühl", sagte Paolini wenige Minuten nach dem Sieg. "Es war ein hartes Match. Ich war im zweiten Satz ein bisschen zu emotional. Dann habe ich aber versucht, jeden Ball zu treffen und habe es irgendwie geschafft. Ich habe versucht zu vergessen, was im zweiten Satz passiert ist." Die von ihrem Landsmann Renzo Furlan gecoachte Paolini hat sich damit in der Weltrangliste von Position 15 aus unter die Top Ten gespielt, ihr bisher beste Platzierung war Platz zwölf. (APA, 5.6.2024)