Die Sonos Ace sind zum Preis von 499 Euro in Schwarz oder Weiß erhältlich. Die orange Katze dient lediglich zu Illustrationszwecken und ist nicht im Lieferumfang enthalten.
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Der US-Hersteller Sonos ist ja eigentlich als Pionier im Bereich der Multiroom-WLAN-Speaker bekannt. Jetzt wagen sich die Kalifornier erstmals in den heiß umkämpften Markt der Premium-Kopfhörer. Doch müssen die Sonys, Boses und Apples dieser Welt wirklich vor dem Newcomer zittern? Und wie gut passen die Ace in das eigene Sonos-Ökosystem, bestehend aus hochwertigen Lautsprechern und Soundbars? DER STANDARD konnte die Sonos Ace ausgiebig testen.

Ganz überraschend kam die Ankündigung der Sonos-Kopfhörer nicht, im Gegenteil, sie wurden von Fans schon in den vergangenen zwei Jahren als "next big thing" des Unternehmens erwartet. Jetzt sind die Ace endlich da und vermögen im Ersteindruck durchaus zu gefallen. Geliefert werden die Kopfhörer in einem mit Filz bespannten Hardcase. Dieses ist mit 5,5 Zentimetern erstaunlich flach und nimmt im Rucksack oder in der Handtasche nicht übermäßig viel Platz ein. Im Inneren befindet sich darüber hinaus eine kleine Tasche, in der sich das Ladekabel (USB-C) und das USB-zu-Klinke-Kabel verstauen lassen. Durch die kompakten Dimensionen des Cases von 23 x 20 Zentimetern müssen die Bügel der Ace aber immer vollständig eingeschoben werden, sonst passen sie nicht in die Transporttasche. Diese erwies sich im Test als durchaus robust und dürfte auch etwas rauerer Behandlung gut standhalten.

Design und Tragekomfort top

Aber zu den Ace selbst: Sonos hat sich einige Mühe gegeben, die Ace auch optisch an die Konkurrenz anzunähern. Die Scharniere an den Hörern selbst wurden im Gehäuse versteckt, ganz wie bei den Airpods Max. Ebenso sind die Außenschalen der Ohrmuscheln glatt und kantenlos. Statt Aluminium setzt man bei Sonos aber auf Plastik, das sich aber durchwegs hochwertig anfühlt, aber ein wenig zum Verschmieren neigt.

Das flexible Kopfband ist mit Kunstleder gepolstert, ebenso die Ohrpolster. Diese werden durch einen Magnetring im Gehäuse gehalten und können mit einem Handgriff ohne Kraftaufwand herausgezogen werden. Die Polster sind zudem farbcodiert, was Verwechslungen ausschließen dürfte. Die Sonos Ace gibt es in Mattschwarz oder Weiß, so wie die restliche Produktpalette des Unternehmens auch.

Das Kunstleder (als "veganes" Leder beworben) ist sehr weich und auf der Haut kaum spürbar, kommt aber mit dem natürlich Nachteil dieses Materials: Man schwitzt darunter sehr schnell. Wie lange die Bespannung hält, lässt sich freilich noch nicht sagen, Ersatzpolster kosten jedenfalls rund 50 Euro. Mikrofaser wäre dem Tester zwar lieber gewesen, aber das mag ein völlig subjektiver Eindruck sein.

Die Sonos Ace werden in einer Filztasche geliefert.
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Beim Tragekomfort geben sich die Ace keine Blöße: Mit 312 Gramm sind sie leichter als die Konkurrenz von Apple, und sie klammern sich auch nicht gar so fest an den Kopf wie die Airpods Max. Hier geht der Punkt klar an das Produkt aus dem Hause Sonos. Selbst nach einer mehrstündigen Flugreise verursachten die Kopfhörer keine schmerzhaften Druckstellen. Einziger kleiner Abzug in der B-Note: Größere oder etwas abstehende Ohren berühren die Innenseiten der Hörer. Das ist zwar nicht unangenehm, aber zumindest ungewohnt. Etwas dickere Ohrpolster wären hier sicher eine praktikable Lösung.

Ausschließlich physische Buttons

Was auch beim Erstkontakt auffällt, sind die Bedienelemente der Ace. Auf touchsensitive Rillen wie bei den Era-Lautsprechern hat Sonos bei den Kopfhörern zum Glück verzichtet und nur physische Buttons verbaut. Derer gibt es drei: An der linken Seite befindet sich der Ein/Aus-Schalter. Rechts findet man einen größeren Knopf für den Wechsel zwischen Noise-Cancelling und Transparenzmodus. Darüber befindet sich eine Wippe, die sich zusätzlich noch drücken lässt. Über dieses Element erfolgt der Großteil der Bedienung: Schiebt man die Wippe nach oben oder unten, erhöht oder reduziert sich die Lautstärke. Drückt man die Wippe hinein, kann man vor- und zurückspringen oder Anrufe entgegennehmen. Außerdem lässt sich die Sonos Arc Soundbar mit einem längeren Tastendruck koppeln. Ein USB-Anschluss komplettiert das Interface. Dieser dient nicht nur zum Laden, sondern kann auch zur Musikwiedergabe via Kabel genutzt werden.

Die Kabel werden in einer kleinen, magnetischen Tasche verstaut.
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Im Test war die Bedienung der Wippe zwar gewöhnungsbedürftig, sie erwies sich nach einiger Zeit aber als sehr praktisch. Alle Bedienelemente sind leicht ertast- und auch mit den Fingern identifizierbar. Von absurden Wisch- und Touchgesten bleibt man dankenswerterweise verschont.

Klang

Kommen wir zum Herzstück der Sonos Ace, dem Klang. Dieser erweist sich als eher zurückhaltend abgemischt, und das ist angesichts geschundener Testerohren durchaus als Kompliment zu werten. Sonos verzichtet auf die übermäßige Basswucht, die einem sonst gern um die Ohren geschleudert wird. Ja, Sony, ihr seid gemeint. Sonos setzt auf eigens entwickelte 40-mm-Treiber. Klanglich bauen die Ace eine sehr schöne virtuelle Bühne auf und lösen die Stereokanäle sehr deutlich voneinander.

Ein Beispiel: In der Version von Forever von Kamelots Livealbum One Cold Winter's Night lässt sich die E-Gitarre deutlich auf der linken Seite der gedachten Bühne verorten, während der Bass sehr zentral spielt. Die Drums hingegen sind leicht nach links versetzt. Das dezente Piano ab Minute 2:04 hebt sich mit den Ace deutlich ab. Fein. Bei den Mitten lohnt es sich, ein wenig per Equalizer nachzuhelfen, sie wirken in der Standardeinstellung sonst für den subjektiven Geschmack etwas unterbetont.

Die Ohrpolster sind farbcodiert und werden von Magneten gehalten.
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Die Ace unterstützen die Codecs SBC, AAC, aptX Lossless und Dolby Atmos für 3D-Sound. Außerdem verfügen die Ace über dynamisches Head-Tracking. Bewegt man den Kopf, bleibt der Klang an Ort und Stelle. Damit wird das Gefühl vermittelt, dass der Ton immer aus der Richtung der Quelle, also des TVs oder des Smartphones, kommt. Ob dieses Feature wirklich ein Kaufargument ist, muss jeder selbst entscheiden. Im Test blieb es meist deaktiviert, weil sich der Mehrwert für das subjektive Empfinden des Testers in argen Grenzen hielt.

Die Telefonqualität kann man dagegen bestenfalls als durchschnittlich bezeichnen, und die Sprechstimme wirkt doch blechern und distanziert.

Wow, diese Transparenz

Die Noise-Cancelling-Funktion ist wie für ein solches Premiumprodukt erwartbar und schlug sich auch im Flugzeug ganz passabel, was der Testperson sogar ein kleines Nickerchen ermöglichte. Einzig der gefühlte Druck auf die Ohren scheint anfangs stärker zu sein als bei der Konkurrenz. Wirklich herausragend ist der Transparenzmodus. Selten waren Geräusche und Gespräche so klar zu hören wie mit den Sonos Ace. Sogar die exakte Verortung der Geräuschquellen ist ohne weiteres möglich und war wirklich ein Aha-Erlebnis. Der Hear-Through-Modus dürfte damit zu den besten am Markt gehören.

Keine Integration ins Ökosystem

Kommen wir zum Meckerteil dieses Tests, und der muss leider länger ausfallen. Sonos hat einen Markenkern, und der ist bekanntlich die Integration von Lautsprechern und Soundbars ins heimische WLAN. Die Multiroom-Speaker machen es möglich, im ganzen Haus Musik oder Podcasts zu hören, oder man kann Räume einzeln ansteuern und beschallen. Mit mehr Geräten von Sonos lässt sich das eigene Soundsystem schrittweise erweitern, und die Integration in dieses Konzept ist nahtlos möglich. Außer man besitzt die Sonos Ace. Die Kopfhörer sind nämlich nur höchst rudimentär ins Sonos-Ökosystem integriert.

Die Sonos Ace (links) im Vergleich zu den Apple Airpods Max. In Sachen Tragekomfort hat Sonos die Nase vorn.
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Ein kurzes Gedankenexperiment: Man kommt von der Arbeit nach Hause und hört Musik über die Sonos Ace. Sobald man das Haus betritt, sollte man doch erwarten können, dass man die Audioinhalte von den Ace auf die eigene Sonos-Anlage zu Hause übergeben kann. Das ist aber leider nicht der Fall. Sonos selbst hat die Kopfhörer als WLAN-Over-Ears beworben, was natürlich nicht stimmt. Die Sonos Ace sind einfache Bluetooth-Kopfhörer ohne Integration in bestehende Systeme. Das dürfte technische Gründe haben: WLAN-Module sind Energiefresser, und die von Sonos angegebene Akkulaufzeit von 30 Stunden würde mit WLAN-Anbindung wohl nie erreicht.

Nur wer eine Arc Soundbar sein Eigen nennt, darf zumindest eine Kostprobe schmecken, was möglich wäre: Wer fernsieht oder streamt und Audio über die Arc wiedergibt, kann nahtlos auf die Ace wechseln. Das ist praktisch, wenn der Partner oder die Partnerin schon ins Bett gehen möchte, man selbst aber noch Actionkracher genießen will. Insgesamt dürfte das Feature aber eher für eine sehr kleine Randgruppe interessant sein, zumal es nur auf der iPhone-App wirklich funktioniert. Was schon zum nächsten Punkt führt.

Oh Graus, die App

Die App funktioniert unter iOS leidlich gut. Unter Android kann man sie mit viel Wohlwollen nur als Softwaremüll bezeichnen. Schon die alte App war nicht berühmt und zeichnete sich durch Hänger, Abstürze und Arbeitsverweigerung aus. Zuletzt war sie allerdings ganz ordentlich zurechtgepatcht und funktionierte einigermaßen. Doch Sonos hat sich entschlossen, die alte App einzustellen und alles neu zu machen (und nebenbei noch einige Features gekillt, aber das nur am Rande). Mit der neuen App sind auch die alten Probleme wieder da: Permanente Abstürze und Verbindungsabbrüche gehören anscheinend zur Sonos-Erfahrung dazu. In zwei Fällen wurde das Smartphone (Pixel 7 Pro) vollständig eingefroren, und nur ein Neustart half. Allein die Sonos Arc in das WLAN zu integrieren hat über 90 Minuten gedauert und beinhaltete mehrmaliges Zurücksetzen der Hard- und Software sowie mehrere Neustarts des Smartphones. Unter iOS traten diese Probleme in deutlich gelinderem Maße auf.

Eine kleine Chronologie des Scheiterns. Die dargebotene App ist eines 500 Euro teuren Kopfhörers unwürdig. Die Kaskade an Fehlermeldungen ging übrigens eineinhalb Stunden lang so weiter.
Screenshot Sonos App

Wenn man auf die Verbindung der Sonos Ace mit der Arc Soundbar verzichten kann, braucht man die App zum Glück aber eigentlich auch nicht, zumal die Software gern mehrere Minuten braucht, um die Kopfhörer überhaupt zu erkennen. Einzig auf den Equalizer muss man verzichten, wenn man die App nicht nutzt. Aber der bietet ohnehin nur rudimentäre Funktionen.

Fazit: Gut reicht in dieser Preiskategorie nicht

Die Sonos Ace bieten herausragend guten Tragekomfort, sind erstklassig verarbeitet und klanglich völlig in Ordnung. Das Noise-Cancelling ist, wie man es in dieser Preisklasse erwarten darf, und die Transparenzfunktion ist wohl die mit Abstand Beste ihrer Art am Markt. Dazu kommen noch nette Features wie magnetische Ohrpolster, automatische Trageerkennung und durchaus brauchbarer Raumklang sowie natürlich Multipoint. Wie so oft bei Sonos-Produkten ist die Hardware an sich hervorragend, nur damit wenig später die Software alles wieder einreißt, was mühsam aufgebaut wurde. Warum braucht die App mitunter Minuten, bis sie die Sonos Ace erkennt, wo es sich doch "nur" um Bluetooth-Kopfhörer handelt? Warum stehen Android-Usern manche Funktionen immer noch nicht zur Verfügung? Wieso arbeiten die Ace nur mit der größten (und teuersten) Soundbar Arc zusammen und nicht mit den Beam- und Ray-Soundbars? Das wirkt wie eine künstliche Limitierung.

Schick sind sie, die Sonos Ace. Leider wirkt es fast so, als würden sie vom eigenen Hersteller stiefmütterlich behandelt.
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Das größte Manko ist aber die fehlende Integration ins Sonos-Ökosystem. Das mag daran liegen, dass ein WLAN-Modul in Kopfhörern den Akku wohl in kürzester Zeit leersaugen würde. Aber Sonos hat die Ace anfangs dennoch als, Zitat, "WLAN-Over-Ear-Kopfhörer" beworben, was einfach nicht stimmt. Es gibt über Bluetooth hinaus keine weitere Konnektivität (vom Kabel einmal abgesehen). Wer ein iPhone und eine Sonos Arc besitzt, mag sich an dem netten Zusatzfeature freuen, ein Verkaufsargument ist die Übergabe von TV-Ton an die Kopfhörer aber nicht. Von der App sollten Android-User ohnehin tunlichst die Finger lassen.

Die Sonos Ace wurden bewusst in einer Liga mit Apples Airpods Max angesiedelt, sind aber logischerweise nicht so tief in Apples Ökosystem integriert wie das hauseigene Produkt. Nein, die Sonos Ace sind nicht einmal ins eigene Ökosystem wirklich integriert, und das ist wirklich schade. Es wirkt fast so, als würde Sonos die eigene neue Produktlinie stiefmütterlich behandeln. Eine andere Erklärung wäre ein überhasteter Release. Auch das wäre bei Sonos nicht das erste Mal, dass Funktionen Monate später per Patch nachgeliefert werden.

Was am Ende bleibt, sind hardwaremäßig hervorragende Bluetooth-Kopfhörer, deren Einschränkungen durch die Software die Gesamtnote auf Gut drücken. Aber gut ist in der Preiskategorie von 500 Euro einfach nicht genug, zumal es die Konkurrenz wie die Sony WH-1000XM5 um 200 Euro günstiger gibt. (Peter Zellinger, 8.6.2024)