Seit der Mensch Pflanzen kultiviert, bringt er sie auch in Gebiete, in denen sie vorher nicht vorkamen – oft absichtlich, oft aber auch unwissentlich. Aus unseren Gärten und Küchen nicht wegzudenkende Arten wie Paradeiser oder Erdäpfel sind positive Beispiele dafür. Mit steigender Mobilität verfrachten wir jedoch auch immer mehr Arten an neue Standorte, die dort Probleme machen können. Gartenliebhaber können wesentlich dazu beitragen, diesbezügliche Gefahren zu verringern.

Generell bezeichnet man Pflanzen, die nach der Entdeckung Amerikas nach Europa gekommen sind, als Neophyten. Die meisten davon sind nicht imstande, hier in freier Natur zu überleben. Nur geschätzten rund zehn Prozent gelingt das prinzipiell. Davon wieder nur zehn Prozent schaffen es, bei uns dauerhaft Fuß zu fassen, fallen aber nicht unangenehm auf. Weitere zehn Prozent von diesen – also ein Tausendstel der ursprünglichen Neuankömmlinge – wachsen sich zu einer sogenannten invasiven Art aus, also einer Spezies mit unerwünschten Auswirkungen. Diese können darin bestehen, dass sie die heimische Natur gefährden, wirtschaftliche Schäden anrichten oder Gesundheitsprobleme bewirken, wie etwa Allergien.

In der Folge finden Sie kurze Porträts besonders unangenehmer invasiver Neophyten und Hinweise dazu, was im Umgang mit ihnen zu beachten ist.

Sommerflieder: Sterile Samen können helfen

Sommerflieder
Der Sommerflieder wurde ursprünglich als Zierpflanze nach Europa gebracht.
IMAGO/McPHOTO

Der aus China und Tibet stammende Sommerflieder (Buddleja davidii) wurde als Zierpflanze nach Europa gebracht und erfreut sich hier großer Beliebtheit. Von den Gärten fand er jedoch bald den Weg in die freie Natur, wo er sich mittlerweile fest etabliert hat. Das Problem: Er bietet zwar ab Juli für viele Insekten eine gute Nektarquelle, eignet sich aber nicht als Futterpflanze für die heimischen Schmetterlingsraupen. Außerdem verdrängt er früher im Jahr blühende Pflanzen, die viele Insekten als erste Nahrung brauchen, und verringert so die Artenvielfalt von beiden.

Es wird empfohlen, ihn nicht mehr zu pflanzen und stattdessen heimische Arten wie Mönchspfeffer, Sanddorn oder Wildrosen zu verwenden. Wer nicht auf ihn verzichten will, sollte zu sterilen Sorten greifen, die im Handel erhältlich sind und zumindest keine Samen ausbilden.

Kirschlorbeer: Nicht nutzbar für Insekten

Kirschlorbeer
Der Kirschlorbeer wird als Sichtschutz in Form von Hecken genutzt.
IMAGO/Gottfried Czepluch

Der Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) ist erst seit einigen Jahren bei uns en vogue – vorher war es ihm zu kalt hier. Es gibt jedoch eine Menge guter Gründe, auf ihn zu verzichten, darunter seine Giftigkeit – er enthält Blausäure –, der Umstand, dass man ihn von Hand schneiden muss, und dass er sich stetig aus den Gärten ins Umland ausbreitet. Dort verdrängt er heimische Gehölze massiv, trägt aber im Unterschied zu diesen nicht zur Biodiversität bei: Seine Blüten und Früchte sind für die heimischen Vögel und Insekten nicht nutzbar.

Auch hier lautet die Empfehlung, statt des Kirschlorbeers zu anderen Heckensträuchern zu greifen, zum Beispiel Weißdorn, Liguster oder Berberitze. Von denen profitiert auch die Tierwelt.

Asiatischer Staudenknöterich: Gefahr für Bauwerke

Japanischer Staudenknöterich
Der Japanische Staudenknöterich breitet sich gerne an Uferböschungen aus.
IMAGO/imagebroker/Helmut Meyer zur Capellen

Die beiden aus Asien stammenden Staudenknöterich-Arten Sachalin-Staudenknöterich (Fallopia sachalinensis) und Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica) sollten sowohl aus Naturschutzgründen als auch aus wirtschaftlichen Bedenken nicht gepflanzt werden. Sie besiedeln besonders gern Uferböschungen. Dort verdrängen sie die heimische Flora, deren Wurzelwerk die Böschungen sichert. Das tun die Staudenknöteriche nicht, im Gegenteil: Durch ihr starkes Wachstum können sie Bauwerke und Uferbefestigungen beschädigen. Sie wurzeln bis zu zwei Meter tief und können auch Asphaltdecken durchwachsen.

Das Problem ist, dass bei beiden Arten kleinste Pflanzenteile imstande sind, Wurzeln auszubilden und neue Individuen hervorzubringen. Deshalb sollten sie nicht mehr gepflanzt werden. Wenn man sie ausreißt, dürfen sie nicht kompostiert werden, sondern müssen im Restmüll entsorgt werden. Es gibt allerdings auch eine schmackhafte Alternative: Die jungen, maximal 20 Zentimeter langen Triebe sind essbar und lassen sich ähnlich wie Rhabarber oder Spargel zubereiten.

Flachrohr-Bambus: Meterlange unterirdische Rhizome

Flachrohr-Bambus
Der Flachrohr-Bambus ist in asiatisch anmutenden Gartenanlagen beliebt.
IMAGO/blickwinkel/H. R. Mueller

Vor allem bei der Anlage asiatisch anmutender Gärten erfreut sich Flachrohr-Bambus (Phyllostachus) großer Beliebtheit, doch ist er erst einmal gepflanzt, ist er schwer im Zaum zu halten. "Er kann einen Garten in wenigen Jahren unbenutzbar machen", erklärt Elisabeth Kalous von der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft (ÖGG). Dabei ist oft nicht nur der eigene Garten betroffen, sondern auch jener der Nachbarn, denn Bambus breitet sich über meterlange unterirdische Rhizome überallhin aus. Auch Rhizomsperren helfen nur bedingt.

Die Sanierung von Flächen, die er für sich beansprucht, ist sehr kostenintensiv, weil der Boden tief abgegraben werden muss. Und bezahlen muss das Ganze die Person, die den Bambus gesetzt hat. Wenn überhaupt, sollte man die Pflanze daher in Betonwannen oder -tröge setzen oder zum kleineren Schirmbambus (Fargesia muriele) greifen, der keine Ausläufer treibt. (Susanne Strnadl, 16.6.2024)