In zwei Versionen bietet BMW die Elektro-Ausgabe des 5er-Kombis an. Die Zehn-auf-80-Prozent-Schnellladung ist in einer halben Stunde erledigt.
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Während sie sonst überall eher verschmäht werden, bleiben Europa und spezifisch der deutsche und der österreichische Markt den Kombis doch noch treu. Nachdem der Aufstieg der SUVs einen saftigen Bissen aus ihrem Marktanteil genommen hat und ihre Elektrifizierung anfangs ein bisschen vernachlässigt wurde, werden langsam, aber sicher immer mehr Elektro-Kombis präsentiert. Mit dem i5 definiert BMW fürs Erste den Maßstab dieser recht neuen Fahrzeugkategorie.

Der Einstieg beginnt schon einmal bei 250 kW (340 PS) mit dem eDrive40, stärker als das Diesel- und das Benzin-PHEV-Modell, die beide im Sommer erscheinen werden. Etwas über sechs Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h ist schon recht stattlich für ein deutlich über zwei Tonnen schweres Gefährt, 195 Stundenkilometer Maximalgeschwindigkeit vielleicht etwas limitierend, wenn ich an die BMW-Klientel denke.

Höchste Fahrwerkstugenden ist sich BMW schuldig, beim i5 haben die Ingenieure die zusätzliche Masse problemlos im Griff.
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Die Bayern haben natürlich nicht auf ihre Kunden auf der Überholspur vergessen und gleich ein zweites batterieelektrisches Vehikel entwickelt: den M60 xDrive. 230 km/h schnell und in unter vier Sekunden im dreistelligen Bereich, 424 kW (601 PS) stark und damit einer der stärksten Kombis aller Zeiten. Er wäre sogar der stärkste elektrische, wäre da nicht Porsche mit diesem fast 1000 PS starken Ungetüm. Aber auch wenn der M60 vielleicht der schlechtere Sportwagen ist, ist er doch der bessere Kombi.

Denn was braucht ein solcher? Was ist sein Zweck? BMWs Meinung lässt sich gut aus deren Namensschema ableiten: "Touring" wird an die Bezeichnung der äquivalenten Limousine gehängt. Suggeriert lange Strecken mit konkretem Ziel, Beispiel: ein, zwei Wochen Italienurlaub mit den Kids. Das benötigt Kofferraumvolumen, Reichweite und Reisekomfort. Mit 570 Litern ist der 5er Touring der fassungsstärkste BMW ohne X im Namen und lädt auch bis zu 1700 Liter, wenn man die Kids zu Hause lässt. Damit schlägt er den Taycan um rund 40 Prozent, und anders als Porsche bietet BMW eine Anhängerkupplung an, mit der der eDrive40 bis zu 1500 Kilo und der M60 bis zu zwei Tonnen ziehen kann, mit eingeschränkter Reichweite natürlich.

Die Cockpitgestaltung reiht sich nahtlos in die aktuelle Formensprache ein.
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Ja, das mit der Range-Anxiety ist natürlich immer der wunde Punkt bei den Elektrischen, aber in den oberen Preissegmenten scheint dieses Problem großteils gelöst zu sein, indem die Hersteller einfach absurd große (und schwere) Batterien einbauen. Der i5 kriegt etwas über 80 kWh, und hier hätte man sich von BMW ruhig ein bisschen mehr erwarten können. 560 beziehungsweise 506 Kilometer beim M60 sind durchaus in Ordnung, wenn auch nicht berauschend. Mit DC-Schnellladern kann man pro Minute circa 14 bis 15 Kilometer reinpumpen, nach einer kleinen Mittagspause sollte man also wieder nahezu vollgetankt sein.

Was der i5 aber draufhat wie kein anderer, das ist der Reisekomfort. BMWs Softwaresuite ist eine der besten am Markt, und in Sachen automatisiertes Fahren sind sie ebenfalls federführend. Die Straßenschilderkennung funktioniert tadellos, und auf der Autobahn kann man, unter einigen Bedingungen, die Hände permanent vom Lenkrad lassen, ohne alle zehn Sekunden daran rütteln zu müssen. Der Fahrer muss immer noch jederzeit eingreifen können, aber zumindest auf der Autobahn fährt das Teil mehr oder weniger komplett allein.

570 bis 1700 Liter beträgt das Kofferraumvolumen, die Schnellladedauer hängt in dem Fall von einem selbst ab.
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In Deutschland, den USA und Kanada gibt es bereits ein automatisches Spurwechselsystem, das bei einem langsameren Vordermann ein Überholmanöver vorschlägt. Mit einem Blick in den Außenspiegel oder einem kurzen Blinken nach links erlaubt man dem Auto, seinen Plan in die Tat umzusetzen, und der i5 weicht aus und beschleunigt auf die erlaubte Höchstgeschwindigkeit.

Wenn danach die rechte Spur wieder frei ist, macht er das Gleiche nochmals in die andere Richtung. Somit wäre dieser BMW das erste österreichische Fahrzeug, das sich ans Rechtsfahrgebot hält, wenn es das System hierzulande schon gäbe. In den USA sind sie anscheinend schon bis zu 300 Meilen gefahren, ohne das Lenkrad zu berühren. Ob und wann wir das System auch erhalten, erfuhren wir leider nicht.

Besonders löblich: Das geniale Dreh-Drück-Bediensystem behält der Hersteller vom 3er aufwärts bei, so auch beim 5er/i5.
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Aber auch ohne diesen Schnickschnack ist der i5 sehr gut zu seinem Fahrer. Dank E-Antriebs und exzellenter Geräuschdämmung ist es drinnen mucksmäuschenstill, abgesehen von den künstlichen Motorgeräuschen, die den Beschleunigungsvorgang begleiten. Die sind meistens eh sehr dezent, außer wenn man den Boost aktiviert. Dafür gibts links hinterm Lenkrad ein Push-to-pass-Paddle, das für zehn Sekunden die maximale Beschleunigung rausholt. Außerdem passt er die Rekuperation intelligent an, sodass man immer genau beim Stoppschild oder Vordermann stehen bleibt, wenn man das Auto ausrollen lässt, in einem gewissen Rahmen natürlich.

Der Innenraum ist natürlich wie gewohnt erstklassig, das Knöpfe-Touchscreen-Verhältnis ziemlich gut für einen Neuwagen im Jahre 2024, und mir fällt es echt schwer, hier äußerst viel Kritik anzubringen. BMW haut einen Volltreffer nach dem anderen raus, und der einzige echte Makel ist wie immer der Preis. Autos werden generell immer teurer, und ein Startpreis von siebzig beziehungsweise hundert Tausendern ist schon echt wild. Viel besser wird's aber nicht in dieser Rubrik. (Felix Pisecker, 7.6.2024)