Aufräumarbeiten in St. Martin im Sulmtal
APA/FF WIES?

Leoben/Leibnitz/Deutschlandsberg/ Kleinwalsertal – Nach starken Regenfällen hat eine Mure am Samstagabend die Pyhrnautobahn (A9) bei Übelbach verlegt. Betroffen war die Richtungsfahrbahn nach Süden, aus Sicherheitsgründen wurde aber auch die Fahrbahn Richtung Norden gesperrt, wie die Asfinag mitteilte. Die Umleitung erfolgte über die Brucker Schnellstraße S35 und die Semmering Schnellstraße (S6).

Schwere Gewitter mit anhaltendem Starkregen hatten am frühen Samstagabend für Überflutungen im Großraum Graz-Nord und im nördlichen Teil des Bezirks Graz-Umgebung gesorgt. Durch die Regenfälle ging im Nahbereich der A9 knapp nach der Anschlussstelle Übelbach eine große Mure ab, welche die Richtungsfahrbahn nach Süden verlegte. Wenig später erfolgte die Sperre Richtung Norden wegen der anhaltenden starken Regenfälle. In der Ortschaft Deutschfeistritz kam es zu Überschwemmungen.

Hochwasser in Deutschfeistritz

Laut ORF Steiermark wurde am Samstagabend Zivilschutzalarm ausgelöst, weil eine weitere Unwetterfront mit bis zu 100 Litern Niederschlag je Quadratmeter erwartet wird. Die Gemeinde Deutschfeistritz fordert alle Einwohnerinnen und Einwohner auf, ihre Häuser und Wohnungen nicht mehr zu verlassen – es herrsche absolute Lebensgefahr. Die Bevölkerung wird aufgefordert, Tiefgaragen und Keller zu meiden, da dort Überflutungsgefahr herrscht. Fenster, Türen und Garagentore sowie Dachfenster und Lichtkuppeln sollen geschlossen werden, Sonnenschirme abgespannt und Markisen eingezogen werden.

Deutschfeistritz

In der Weststeiermark ließ ein Unwetter mit Sturmböen über weite Fläche mehrere Zentimeter große Hagelkörner – vor allem über dem Bezirk Deutschlandsberg – niedergehen. Besonders betroffen war der Großraum St. Martin im Sulmtal, hier wurden zahlreiche Dächer zerstört. Umgestürzte Bäume, kleinere Muren und vor allem abgedeckte oder durch den Hagel beschädigte Dächer waren die Folge. Bis in die Nachtstunden standen 20 Feuerwehren mit 230 Mann im Einsatz, davon alleine in St. Martin 173 Mann. Gefragt waren Drehleitern und Kräne sowie Trupps der Menschenrettung und Absturzsicherung, um die Dächer mit Planen notdürftig zuzudecken und so die Häuser vor eindringendem Regenwasser zu schützen, wie der Bezirksfeuerwehrverband mitteilte.

Die Bahnstrecke der GKB war in Dietmannsdorf in der Gemeinde St. Martin durch einen auf die Oberleitung gestürzten Baum blockiert. Ebenso musste der St. Martiner Maibaum gefällt werden, da dieser beim Unwetter beschädigt worden war. Für Samstag war ein Katastrophenhilfsdienstzug alarmiert, welcher die Sicherungsarbeiten bei Tageslicht fortsetzte.

In der Steiermark war ein Toter zu beklagen: Ein Baggerfahrer wollte im Bezirk Leoben einen hochwasserführenden Bach ausbaggern, dabei kippte die Maschine um, der 36-Jährige kam ums Leben. Rund 5.000 Hektar landwirtschaftliche Kulturen waren von Starkregen und Hagel betroffen, gab die Österreichische Hagelversicherung Freitagabend bekannt.

36-Jähriger bei Räumungsarbeiten gestorben

Der 36-jährige Kroate aus Leoben hatte mit einem Bagger im Bereich des hochwasserführenden Trollinggrabenbaches gearbeitet. Dabei dürfte die Maschine im losen Geröll eingesunken sein. Der Bagger geriet in Schräglage und kippte zur Seite in den Bach. Der 36-Jährige wurde unter Wasser im Führerhaus eingeklemmt. Ein Arbeitskollege versuchte ihn aus der Fahrerkabine zu retten, was jedoch aufgrund der starken Strömung des Baches misslang. Erst durch den Einsatz eines weiteren Baggers, der die umgestürzte Maschine anhob, konnte der 36-Jährige nach etwa 20 Minuten geborgen werden. Der Mann wurde nach sofort eingeleiteter Reanimation in das LKH Leoben eingeliefert. Dort verstarb er allerdings gegen 22.00 Uhr, wie die Landespolizeidirektion Steiermark am Samstag mitteilte.

Die angekündigten starken Gewitter hatten laut ersten Erhebungen durch die Sachverständigen der Hagelversicherung einen landwirtschaftlichen Gesamtschaden von 2,7 Millionen Euro verursacht. Betroffen waren die Bezirke Leibnitz und Deutschlandsberg in der Steiermark sowie der Bezirk Waidhofen an der Thaya in Niederösterreich. In der Steiermark wurden 3.500 Hektar Agrarflächen von den Unwettern in Mitleidenschaft gezogen, der Schaden beträgt dort 1,9 Millionen Euro. In Niederösterreich waren es 1.500 Hektar, die Versicherung bezifferte die Schadenssumme mit 800.000 Euro.

20 Feuerwehren in der Weststeiermark im Einsatz

Im obersteirischen Kapfenberg (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) war in Folge von Starkregen während eines Gewitters am Nachmittag ein Einkaufszentrum unter Wasser. Teile des Verkaufsraumes überflutet wurden. Mittels Nasssauger wurde das Wasser abgesaugt, wie die Feuerwehr Kapfenberg mitteilte. Noch während des Pumpeinsatzes mussten die Einsatzkräfte ihre Aktivitäten ausweiten. Mehrere Bäume waren auf eine Stromleitung gestürzt. Die Baumstämme wurden weggeräumt, die Leitungen von Fachpersonal wieder instandgesetzt. "Die Prognosen der Meteorologen weisen für das Wochenende weiterhin auf ein hohes Unwetterpotenzial hin", warnte der Sprecher der Österreichischen Hagelversicherung Freitagabend in einer Aussendung.

Feuerwehreinsätze im Burgenland

Kräftige Gewitter haben im Burgenland am Samstagnachmittag für rund 100 Feuerwehreinsätze gesorgt. Hotspots waren laut Landessicherheitszentrale die Bezirke Mattersburg und Eisenstadt-Umgebung. In Teilen Tirols ist ebenfalls mit Unwettern zu rechnen. Die GeoSphere Austria gab aufgrund aktueller Prognosen bis in die Nacht auf Sonntag Warnstufe "Orange" aus, die dritthöchste auf der vierstufigen Skala.

Hochwasser in Wiesfleck

Im Nordburgenland sorgte eine Gewitterzelle ab etwa 15.30 Uhr für Betrieb bei den Helfern. Überwiegende Einsatzbereiche waren überflutete Keller und Straßen, wie auch der ORF berichtete. Nach Angaben der Landessicherheitszentrale gab es in Summe 70 Feuerwehreinsätze im Bezirk Mattersburg und 20 im Bezirk Eisenstadt-Umgebung. Einige Male wurden die Helfer demnach auch im Bezirk Neusiedl am See angefordert.

Schäden im Vorarlberger Kleinwalsertal

Ein Unwetter mit Sturm, Starkregen und Hagel hat Freitagabend auch in Vorarlberg lokal zu einigen Schäden geführt. Betroffen war vor allem das Kleinwalsertal. Dort fielen Bäume auf Straßen, Dächer wurden abgedeckt, in einige Keller drang Wasser. Verletzt wurde nach Angaben der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) niemand.

Im Kleinwalsertal traf es vor allem die Ortschaft Hirschegg der Gemeinde Mittelberg. Innerhalb von 20 Minuten gingen laut RFL etwa 15 Alarmierungen ein, Keller liefen voll Wasser und Bäume kippten um - auch auf parkende Autos. Ein Baum verlegte die Kleinwalsertalstraße (L201), auf die auch eine Mure niederging, berichtete der ORF Vorarlberg. Der Mühlebach in Hirschegg trat über das Ufer, das Wasser drohte in anliegende Häuser einzudringen.

Auch im Vorarlberger Oberland hinterließ das Unwetter vereinzelt seine Spuren. In Nenzing (Bezirk Bludenz) stürzte ein Baum auf ein Auto, ein Laternenmast fiel um. Auch auf der Bregenzerwaldstraße (L200) bei Schoppernau im Bregenzerwald verlegte ein Baum die Fahrbahn. (APA, red, 8.6.2024)