In den vergangenen Jahren mag so mancher Windows-User neidvoll in die Apple-Welt geblickt haben. Dank des Wechsels auf ARM-Chips aus eigener Entwicklung vermögen aktuelle Macbooks vor allem bei der Effizienz deutlich bessere Werte zu liefern als die im Microsoft-Universum bislang vorherrschenden x86-Chips von Intel oder AMD.

Microsoft-Chef Satya Nadella hat Windows im Blick.
AFP/JASON REDMOND

Angesichts dessen unternimmt Microsoft dieser Tage einen neuen Anlauf für die ARM-Version von Windows, zahlreiche Hersteller sollen bald schon eigene Computer auf Basis von Qualcomms Snapdragon X-Serie anbieten – darunter auch Microsoft selbst. Das verspricht vor allem deutlich bessere Akkulaufzeiten, gleichzeitig hat das Ganze aber auch eine Schattenseite, wie Roland Quandt bei Winfuture herausstreicht. Verlieren die Nutzer damit doch ein signifikantes Stück an Kontrolle und Wahlfreiheit über ihr System – und das hat technische Gründe.

Keine Wahl mehr

Die Zeit, in der man sich die Treiber für die eigene Hardware einfach auf der Webseite des Herstellers besorgen oder gar zwischen mehreren Versionen wählen konnte, ist damit nämlich vorbei. Das liegt daran, wie ARM-Chips aufgebaut sind – nämlich deutlich stärker integriert als klassische x86-Systeme. Das Ergebnis kennt man so schon aus der Smartphone-Welt: Die Treiber sind spezifisch auf einzelne Geräte zugeschnitten, ihre Wartung kann lediglich der Originalhersteller selbst in Kooperation mit Qualcomm übernehmen.

Microsoft bündelt all das für die ARM-Version von Windows noch einmal: Die Treiber für solche Chips sollen ausschließlich über Windows Update vertrieben werden, also von Microsoft selbst. Angesichts der spezifischen Anpassung auf einzelne Systeme ist das auch eine durchaus nachvollziehbare Konsequenz, gleichzeitig geht damit aber eben auch ein Stück gewohnte Freiheit und Flexibilität verloren.

Bekannter Ablauf

Den Ablauf beschreibt Quandt mit im Rahmen der Computex 2024 in Taiwan befragten Microsoft-Mitarbeitern folgendermaßen: Der Gerätehersteller sucht sich die gewünschte Konfiguration aus, auf deren Basis Qualcomm ein sogenanntes Board Support Package (BSP) erstellt. Dieses wird dann zunächst vom Hersteller selbst und dann auch noch von Microsoft getestet, um etwaige Probleme aufzuspüren – und zwar in der Folge auch bei jeder Aktualisierung der Treiber. Erst nach dem Durchlaufen dieser Stufen sollen dann Updates als offiziell zertifiziert gelten und als Update bereitgestellt werden. Auch das wieder ein Ablauf, der der aktuellen Realität bei den meisten Android-Smartphones ähnelt.

Die Vorteile eines solchen Systems sieht Microsoft vor allem bei der Qualität der Treiber, der Prüfprozess führe dazu, dass man selbst wesentlich mehr Kontrolle habe, was veröffentlicht wird. Tatsächlich sind es oft fehlerhafte Treiber, die zu Problemen mit Windows-Systemen führen.

Die Kehrseite

Abzuwarten bleibt allerdings, wie gut Microsoft die ebenfalls bekannte Kehrseite dieses Modells in den Griff bekommt: Das Hin und Her zwischen mehreren Seiten führte in der Android-Welt dazu, dass neue Treiberversionen – gerade im Grafikbereich – oft erst mit erheblicher Verspätung erhältlich sind – wenn überhaupt.

Zudem hat sich diese Dynamik auch als negativ für die langfristige Update-Versorgung herausgestellt, auch wenn es in dieser Hinsicht zuletzt deutliche Fortschritte gegeben hat. Ob Microsoft diese Thematik besser in den Griff bekommt, als es Google über viele Jahre (nicht) gelungen ist, muss sich natürlich erst zeigen. (apo, 10.6.2024)