Carlos Alcaraz, umringt von den Ballkindern.
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Paris – Der König von Paris kommt wieder aus Spanien. Carlos Alcaraz ist in Roland Garros mit seinem Final-Sieg gegen Alexander Zverev am Sonntag endgültig in die Fußstapfen seines Idols Rafael Nadal getreten. Nach seinen Erfolgen auf Wimbledons Rasen im Vorjahr und bei den US Open 2022 auf Hartplatz bewies der 21-Jährige auch auf Sand seine Klasse. Selten vereint ein Spieler derart viele Qualitäten wie Alcaraz, der in Paris seinen dritten Grand-Slam-Triumph feierte.

Die drei C, die er sich nach dem Sieg bei den US Open als Tattoo stechen ließ, fassen das Motto von Alcaraz perfekt zusammen. Sie stehen für die spanischen Wörter Cabeza, Corazon, Cojones - Kopf, Herz und Mut. Damit hinterlässt er auch bei seinen Gegnern einen tiefen Eindruck. "Wir sind ja beide körperlich stark", stellte der unterlegene Zverev nach dem Finale fest. "Aber er ist ein Biest, ein wahres Tier. Die Intensität, mit der er spielt ist anders, als bei den anderen. Und er kann so viele verschiedene Sachen."

Alcaraz ist nun der jüngste Spieler, der Grand-Slam-Turniere auf allen drei Belägen gewonnen hat. Zuvor war es Nadal, der dies 2009 mit 22 Jahren und sieben Monaten schaffte. In eineinhalb Monaten könnte es bei den Olympischen Spielen noch zur Erfüllung eines weiteren Traums von Alcaraz kommen. Für ihn scheint es nach oben hin keine Grenzen zu geben. Seine defensiven Qualitäten sind überragend, ebenso seine Nervenstärke, aber eben auch seine Eigenart, in den wichtigen Momenten zu attackieren.

Alcaraz mit der Trophäe.
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In der Stunde des Triumphes erinnerte sich der aus Murcia stammende Iberer an die vergangenen harten Monate, in denen er von Verletzungen geplagt wurde. Auf die Turniere in Monte Carlo, Barcelona und Rom hatte er deshalb verzichtet. "Vielleicht ist das der Moment, auf den ich wirklich stolz bin, weil ich in den letzten Monaten alles getan habe, um mich mit meinem Team auf dieses Turnier vorzubereiten, auf die vielen Gespräche, die ich mit ihnen geführt habe", meinte Alcaraz.

"Das einzige, was mir Sorge bereitet, ist der Körper", hatte er früher bereits gemeint. Tatsächlich plagte sich die jüngste Nummer eins der Geschichte schon mit erschreckend vielen Verletzungen herum. Seine intensive Art zu spielen, fordert einen hohen Tribut – eine weitere Parallele zu Nadal. Sein Vorbild hat Alcaraz am Sonntag gewissermaßen gerächt, musste der 14-fache French-Open-Champion auf seiner Abschiedstour doch heuer in der ersten Runde gegen Zverev die Segel streichen.

Wachablöse

Auch sonst war es in Roland Garros eine Wachablöse. Von den "großen Drei" – Nadal, Novak Djokovic und Roger Federer – stand erstmals seit zwei Dekaden keiner im Endspiel. Das Duell zwischen Alcaraz und Zverev verlief nicht immer hochklassig. Der Deutsche hatte Pech im fünften Satz. Beim Stand von 1:2 und 40:15 aus Sicht von Zverev kam vom Linienrichter bei Alcarazs zweitem Aufschlag ein Aus-Ruf, doch der Stuhlschiedsrichter Renaud Lichtenstein korrigierte nach Ansicht des Ballabdrucks die Entscheidung. Wie das Hawk-Eye später bewies, war dies eine Fehlentscheidung. Lichtenstein standen diese Bilder aber nicht zur Verfügung.

Alcaraz vs Zverev Final Highlights | Roland-Garros 2024
Roland-Garros

Zverev machte daraus nach dem Spiel kein allzu großes Drama. "Am Ende des Tages ist es natürlich ein Riesenunterschied, ob du 1:3 im fünften Satz hinten bist oder es 2:2 steht und dann das Match nochmal offen ist. Aber es ist, wie es ist. Schiedsrichter sind auch nur Menschen - und die machen Fehler", sagte der Deutsche. Es habe "viele unglückliche Momente" gegeben. Die Situation wolle er aber nicht als Ausrede für die zweite Niederlage in seinem zweiten Grand-Slam-Finale nach 2020 – damals gegen Dominic Thiem – nutzen: "Carlos hat im vierten und fünften Satz besser gespielt. Ich finde auch, dass er verdient gewonnen hat."

Und Alcaraz? Er will sich nach seinem jüngsten Coup wieder unter die Nadel begeben. Dieses Mal will er den Eiffelturm samt Datum seines Sieges auf seiner Haut verewigen, kündigte er an. "Auf dem linken Knöchel. Wimbledon war auf dem rechten." Für künftige Major-Triumphe muss Alcaraz dann anderwertig Platz finden. (APA, 10.6.2024)