Über vier Jahre hinweg soll der Mann gegen Geld Kindesmissbrauchsdarstellungen konsumiert haben.
APA/EVA MANHART

Ried im Innkreis – Ein 54-Jähriger, der in Online-Chats sexuelle Handlungen an minderjährigen Mädchen auf den Philippinen in Auftrag gegeben haben soll, ist am Montag im Landesgericht Ried zu vier Jahren Haft wegen Vergewaltigung und schweren sexuellen Missbrauchs Unmündiger als Bestimmungstäter sowie wegen Kindesmissbrauchsdarstellungen verurteilt worden. Unter anderem soll er Geld für eine Vergewaltigung einer 15-Jährigen vor laufender Kamera bezahlt haben. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der bisher unbescholtene Elektriker – er ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter – soll zunächst mit Frauen auf den Philippinen eher belanglos gechattet und sich Liveshows angesehen haben, so der Staatsanwalt. Eine Kontaktfrau an Ort und Stelle habe erkannt, dass er offenbar Interesse an Kindern hatte und ihm Kindesmissbrauch vor laufender Kamera angeboten. Über vier Jahre hinweg soll der Mann gegen Geld entsprechende Livechats und Bilder konsumiert haben, schließlich habe er vorgeschlagen, eine 15-Jährige vor laufender Kamera zu vergewaltigen. Er habe das "nur zum Spaß" gesagt, rechtfertigt sich der Angeklagte. Laut Staatsanwalt sei ihm aber sehr wohl bewusst gewesen, dass die Kontaktfrau das umsetzen würde.

"Wie ein Computerspiel empfunden"

Der Pädophilenring war im Zuge internationaler Ermittlungen ausgehoben worden. Die Frau wurde bereits zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, vier Kinder wurden aus ihren Fängen gerettet. Der Österreicher wurde 2023 festgenommen und sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Laut seinem Verteidiger Andreas Mauhart habe er "das damals eher wie ein Computerspiel empfunden" und sei sich nicht bewusst gewesen, "dass das anderswo Realität ist". Sein Mandant sei geständig und in Therapie.

"Jetzt kann ich sagen, ich kann abscheulich sein", sagte der Angeklagte selbst, er habe begriffen, "was man den Kindern antut". Gleichzeitig will er die Beauftragung zu der Vergewaltigung nicht ernst gemeint haben. Die Frau auf den Philippinen habe ihm das Video von der Vergewaltigung ungefragt geschickt. "Ich habe das geschrieben, aber ich wollte nie, dass es umgesetzt wird", behauptete er zur Verwunderung des Staatsanwalts – der Angeklagte habe schließlich Videos vom Missbrauch geschickt bekommen. "Wie haben Sie glauben können, dass das Fiktion ist?"

"Besonders hohes Gesinnungsunrecht"

Das Geständnis war für den Richter nicht glaubwürdig: "Diese Handlungen wurden dem Angeklagten real dargestellt", er habe wissen müssen, dass es keine Fiktion sei. Aus den Chats ergebe sich, dass sogar die Kontaktfrau "perplex über die Wünsche des Angeklagten" gewesen sei. "Wir im Westen beauftragen die armen Menschen im Osten mit dem Missbrauch", sah er ein "besonders hohes Gesinnungsunrecht". Bei einem Strafrahmen von einem bis zu zehn Jahren setzte es vier Jahre Haft. Verteidigung und Staatsanwaltschaft gaben keine Erklärung ab, das Urteil ist damit nicht rechtskräftig.

Der Missbrauchsfall von philippinischen Kindern ist nicht der einzige, der aktuell in Ried am Landesgericht anhängig ist. Seit Ende Jänner wartet ein Amtsleiter, der für seine Taten auch einen Computer der Gemeinde benutzt haben soll, in der U-Haft auf seinen Prozess. Im November des Vorjahres war ein 37-Jähriger in Wels nicht rechtskräftig zu 15 Jahren Haft verurteilt und in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen worden. Er soll sich an vier Mädchen in Oberösterreich vergangen, seit 2017 tausende Kindesmissbrauchsdarstellungen gesammelt und in Live-Chats Missbrauch in Südostasien beauftragt und angesehen haben. (APA, 10.6.2024)