Ein Bauer in Simbabwe geht über sein ausgetrocknetes Maisfeld.
Viele Bauern im südlichen Afrika – wie hier in Simbabwe – haben bereits vor Monaten die Hoffnung auf eine halbwegs ertragreiche Ernte in diesem Jahr aufgegeben.
AP/Tsvangiary Mukwazhi

Die katastrophale Trockenperiode im Süden Afrikas hat die letzten Reserven der sambischen Farmerin Mervis Sheleni aufgebraucht. Wie in vielen afrikanischen Kulturen trägt sie als Frau die Hauptverantwortung für die Ernährungssicherheit ihrer Familie in Notzeiten. Mit Nachbarinnen aus dem Bezirk Rufunsa hat sie eine Spargruppe gegründet, um Rücklagen für Ernteausfälle zu bilden.

Doch in diesem Jahr hilft selbst die vorausschauende Planung der Gruppe nicht. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) veröffentlichte vor einigen Wochen ein Video, in dem Sheleni, eine hochgewachsene Frau mit Kruzifixkette um den Hals, über ihre Not berichtete. Im vergangenen Jahr habe sie noch Kürbisse, Erdnüsse und andere Feldfrüchte am Straßenrand verkauft, berichtete sie. "Jetzt ist die Situation wegen der Dürre eine andere." Die Ersparnisse seien aufgebraucht, die Gruppe bekomme keine Kredite mehr. "Die Rückzahlung wäre ein Problem, weil es keine Ernte gibt", so Sheleni.

Längst haben neben Sambia auch Malawi und Simbabwe den Katastrophenfall ausgerufen. 24 Millionen Menschen sind von einer der schlimmsten Trockenperioden im Süden Afrikas seit 100 Jahren betroffen, sagen die Vereinten Nationen. Seit 40 Jahren gab es demnach nicht mehr so wenig Niederschlag, die letzten Regenzeiten waren äußerst dürftig. Und zu Jahresanfang seien die Durchschnittstemperaturen in der Region fünf Grad höher gewesen als in den Vorjahren.

Afrika besonders betroffen

Verantwortlich dafür ist unter anderem das Wetterphänomen El Niño, das durch periodische Erwärmung von Teilen des Äquatorialpazifiks charakterisiert ist und globale Wetterveränderungen bewirkt. Es sorgt schon seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Süden Afrikas für Hitzewellen. In den vergangenen Jahrzehnten aber geschah das mit zunehmender Intensität. Studien legen nahe, dass El-Niño-Ereignisse in einer wärmeren Welt intensiver und häufiger auftreten. Die Hilfsorganisation Oxfam bezeichnet das südliche Afrika als "Hotspot der Klimakatastrophe".

Dabei leidet der Kontinent so schuldlos wie kein anderer unter den Folgen des Klimawandels. Afrika ist lediglich für drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, obwohl dort rund 17 Prozent der Weltbevölkerung leben. In der Sahelzone steigen die Temperaturen eineinhalbmal schneller als im globalen Durchschnitt, die Sahara weitet sich jährlich um 50 Kilometer nach Süden aus. Im Jahr 2023 kamen mehr als 15.000 Afrikaner durch Extremwetterereignisse ums Leben. In diesem Jahr könnten es noch mehr sein, allein in Ostafrika starben zuletzt Hunderte bei Überschwemmungen.

Zu wenig Unterstützung

Schwerer messbar sind die Folgen, die wie im Fall der sambischen Farmerin Sheleni aus zerstörten wirtschaftlichen Existenzen resultieren. Die Dürre betrifft die Lebensmittelversorgung, allein die dafür wichtige Maisernte wurde je nach Gegend um 40 bis 80 Prozent dezimiert, was in deutlich höheren Preisen resultiert. Das treibt viele Menschen in den Ruin, sowohl in den Städten als auch in den Dörfern.

Doch Afrika ist auch der Kontinent mit dem höchsten Anteil von Subsistenzfarmern. Etwa 60 Prozent der Afrikaner leben in ländlichen Gegenden, und dort ist das Einkommen von bis zu 80 Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft abhängig. Eine Realität, die auch von Politikern nicht hinreichend bedacht wird. So ausführlich diese von der dringend benötigten Industrialisierung referieren, so weit hinten steht oft die gleichermaßen dringend benötigte Erhöhung der Agrarproduktivität in den Regierungsprogrammen. Dabei würde sie für weite Teile der Bevölkerung die schnellste Verbesserung der Lebensrealität bedeuten.

Als erschwerend erweist sich in diesen Tagen, dass die internationale Nothilfe für die Krise unterfinanziert ist, wie derzeit so ziemlich für jede Krise in Afrika. Die Vereinten Nationen appellieren immer wieder mit mäßigem Erfolg – eine Folge der gestiegenen Zahl der Konflikte, wirtschaftlicher Instabilität und der Spendenmüdigkeit der Geberländer.

Treueschwüre an "Freund Putin"

Zumindest in Simbabwe wünscht sich so mancher Betroffene derweil andere Krisenmanager. Im Mai erklärte Präsident Emmerson Mnangagwa, dass das Land mindestens zwei Milliarden Dollar an Nothilfe benötige. Tatsächlich ist mit 7,6 Millionen Menschen rund die Hälfte der Bevölkerung betroffen, über zwei Millionen davon sind von Hunger bedroht. Ihr Schicksal habe "oberste Priorität", versicherte Mnangagwa. "Wir müssen verhindern, dass Simbabwer an Hunger sterben."

Sprach's und brach zu einer Reise nach Südkorea und Russland auf, die – mit Ausnahme von Treueschwüren an "seinen Freund Putin" – wenig Berichtenswertes für seine Nation hergab. Auch sein Stellvertreter war außer Landes, bei einem Wasser-Gipfel in Tadschikistan. Beide Männer charterten dafür teure Privatjets. Mnangagwa hatte bereits letztes Jahr unter großer Empörung der Zivilgesellschaft ein neues Flugzeug für 54 Millionen Dollar gekauft. (Christian Putsch aus Johannesburg, 10.6.2024)