Das Bild zeigt den US-amerikanischen Schauspieler Ashton Kutcher
Mit seinen jüngsten Aussagen dürfte sich Ashton Kutcher bei manchen seiner Kolleginnen und Kollegen nicht gerade beliebt gemacht haben.
APA/AFP/PATRICK T. FALLON

Hollywoodstar Ashton Kutcher hat bereits in der Vergangenheit unter Beweis gestellt, dass er die Aufmerksamkeit mit Tech-Themen auf sich ziehen kann. Unangenehm, wohlgemerkt. Es ist noch gar nicht so lange her, da ließ der 46-Jährige verlauten, dass er Mitgründer einer vermeintlichen Wohlfahrtsorganisation namens Thorn sei, die sich für eine anlasslose Chatkontrolle einsetze. Offiziell geht es dabei um das Wohl von Kindern, um eine Partnerschaft mit der EU – inoffiziell wohl aber (auch) um millionenschwere Geschäfte mit einer KI-Software, die nicht unproblematisch ist.

Dass Kutcher insbesondere als Schauspieler offenbar auch ein recht ungewöhnliches Verhältnis zur Verwendung von KI-gestützten Tools pflegt, zeigt ein Gespräch mit dem ehemaligen Google-Chef Eric Schmidt. Wie Variety berichtet, wirkte er sichtlich begeistert von OpenAIs Videotool Sora und der damit verbundenen Möglichkeit, in kurzer Zeit überzeugende Videos zu erstellen. Trotz einiger technischen Mängel seien die Fortschritte laut Kutcher bemerkenswert.

KI statt Hollywood

Besonders hob er hervor, dass KI künftig dazu beitragen könnte, Kosten in der Filmproduktion zu senken, indem die Technologie Stuntleute, Autoren und weiteres Personal ersetzen werde. Kutcher habe die Beta-Version von Sora bereits in Verwendung und ist überzeugt: "Es gibt sogar Material, das man ohne weiteres für einen großen Kinofilm oder eine Fernsehsendung verwenden könnte."

Im Gespräch erläuterte er, dass es wesentlich günstiger sei, eine Außenaufnahme eines Hauses mittels Künstlicher Intelligenz zu erstellen, anstatt tausende von Dollar für Dreharbeiten vor Ort auszugeben. Auch Actionszenen, bei denen Stuntleute involviert sind, könnten künftig einfach mithilfe von KI erstellt werden. Er selbst habe innerhalb kürzester Zeit das Video eines Läufers erstellt, der vor einem Sandsturm flieht – das Ergebnis sei seiner Ansicht nach so realistisch gewesen, dass man dafür keine CGI-Abteilung mehr brauche.

Hinzu komme, dass neue Hardware solche Plattformen zur Videoerstellung künftig dramatisch verbessern würde. Kutcher prognostiziert, dass es auf diese Weise bald möglich sein werde, einen ganzen Film zu rendern, indem man einfach eine Idee entwickelt, ein Drehbuch schreibt und dieses dann in einen Videogenerator eingibt, der den Film produziert. Dadurch könnten Zuschauer ihre eigenen Filme generieren und ansehen, anstatt vorgefertigte Filme anderer anzusehen.

Rascher Gegenwind

Kritische Reaktionen auf Kutchers Vision ließen nicht lange auf sich warten. Schließlich ist der Einsatz Künstlicher Intelligenz besonders in der Filmindustrie ein umstrittenes Thema und war einer der Auslöser für den Gewerkschaftsstreik der US-amerikanischen Sag-Aftra. Zentrale Sorge bleibt, dass Filmstudios und Streamingdienste die Gesichter und das Erscheinungsbild von bekannten Stars sowie von Nebendarstellern nutzen könnten, um Filme zu produzieren – ohne dass die Betroffenen ihr Einverständnis dazu geben müssen. Dies würde tiefgreifende Auswirkungen auf die Rechte und die Entlohnung der Darstellenden haben.

Wie deadline.com berichtet, äußerte sich Autorin Caitie Delaney auf der Plattform X besonders kritisch. Sie warf Kutcher vor, dass er seine eigene Branche "kannibalisiere", nur weil er einmal Steve Jobs gespielt habe und sich nun für ein Technikgenie halte. Delaney argumentierte, dass das Entfernen menschlicher Elemente aus kreativen Prozessen zu einem Verlust an Menschlichkeit führe, was das Endprodukt zu einer seelenlosen und sinnlosen Hülle mache.

Auch andere Stimmen meldeten sich zu Wort. Drehbuchautor Jason Filiatraut etwa merkte an, dass er es gewagt von Kutcher finde, sich weiterhin in Filmsets zu begeben, nachdem er öffentlich angeregt habe, dass viele Crewmitglieder dort ihre Jobs verlieren würden. Dass Schönheit nicht zuletzt im Auge des Betrachters liegt, gab Sean O'Connor zu bedenken. "Mit Sora könnte man wahrscheinlich einen Ashton-Kutcher-Film drehen, aber keinen guten Film", schrieb der Comedian auf X. (Benjamin Brandtner, 11.6.2024)