Polizeiautos in Nacht
Ein Mann wurde Dienstagabend in Wien-Floridsdorf nach einer Attacke mit einer Axt auf Polizisten beim Versuch einer Festnahme erschossen.
APA/MAX SLOVENCIK

Wien – Lediglich die grellgelben Bodenmarkierungen künden am Mittwochmorgen von den Szenen der vergangenen Nacht: Kreise und Nummern kennzeichnen die Positionen der Polizisten. Auf der Fahrbahn: die schemenhafte Silhouette eines Körpers. Hier muss der mutmaßliche Mörder gelegen sein, nachdem ihn die Schüsse der Beamten getroffen hatten. "Direkt vor meinem Auto", der Wagenbesitzer zieht sein Handy und knipst ein Foto. Was passiert ist, habe er erst später im Teletext gelesen. "Bahöl auf der Straße" interessiere ihn nicht.

Ob sie vier oder fünf Knaller gehört hat, ist sich eine Bewohnerin des 70er-Jahre-Wohnbaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite nicht mehr sicher. Vor ihrem Fenstern war am Vorabend ein 26-jähriger Rumäne von Beamten erschossen worden. Erst habe sie gedacht, es handle sich um Silvesterknaller – das viele Blaulicht habe sie dann neugierig ans Fenster gehen lassen. Dabei habe sie "die Schreierei" schon vorher gehört, sich aber "nichts dabei gedacht".

Was war geschehen? Gegen 21 Uhr war die Polizei am Dienstagabend in der Schwaigergasse in Wien-Floridsdorf eingetroffen, alarmiert von zwei Arbeitskollegen einer 22-jährigen Chilenin. Sie hatte laut Angaben der Polizei die beiden mittels Textnachrichten um Hilfe gebeten: Sie hatte Angst vor ihrem Mitbewohner, dem 26-jährigen Rumänen. In einem Videotelefonat hatte einer der Kollegen beobachtet, wie der Mann sie attackierte. Daraufhin fuhr er mit einem Bekannten zur Adresse der Frau, während ein weiterer Arbeitskollege den Polizeinotruf verständigte. Vor Ort bot sich ihnen dasselbe Bild wie der ebenfalls eintreffenden Polizei: ein Mann mit nacktem Oberkörper, der mit einer Axt in Händen um sich schlug. Unter anderem zerschmetterte er ein Fenster einer im Erdgeschoß gelegenen Wohnung. Laut Berichten von Oe24 war er voller Blut und hatte Drohungen ausgestoßen.

Video: Tote Frau in Wien - Verdächtiger nach Attacke auf Polizei erschossen.
APA

Polizei: "Es hat sich schnell zu einer gefährlichen Situation entwickelt"

Für die Beamten habe der Einsatzgrund zunächst völlig unbedenklich gewirkt, sagte Polizeisprecher Markus Dittrich am Mittwoch. Als der Mann jedoch die Polizisten erblickte, lief er auf sie zu und schlug mit der Axt in ihre Richtung. Mit einem kräftigen Hieb traf er das Polizeiauto, das stark beschädigt wurde. "Es hat sich schnell zu einer gefährlichen Situation entwickelt", erklärte Dittrich. Ein Polizist schoss auf den Angreifer, der Rumäne wurde getroffen. Wie viele Schüsse abgegeben wurden und in welchen Bereich des Körpers, ist noch Gegenstand von Ermittlungen. Reanimationmaßnahmen zeigten keine Wirkung mehr. Auch ein Beamter verletzte sich durch einen Sturz bei dem Vorfall leicht, wie die Wiener Berufsrettung mitteilte.

Elfter Femizid in sechs Monaten

Die 22-jährige Chilenin fanden die Beamten in der nahe gelegenen Wohnung mit schweren Kopfverletzungen. Sie war zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Nach derzeitigem Ermittlungsstand geht man davon aus, dass sie der Mann mit der Axt erschlagen hat. Es ist bereits der elfte Femizid, der in diesem Jahr in Österreich begangen wurde. Weitere Ermittlungen zur Tat und deren Hintergründen laufen. Nach APA-Informationen hatte der 26-Jährige schon im Vorfeld massive psychische Auffälligkeiten an den Tag gelegt. (APA, bock, 12.6.2024)