Während der Hochblüte der Dinosaurier beherrschten gewaltige fliegende Echsen den Himmel, die Pterosaurier. Obwohl ihre deutsche Bezeichnung Flugsaurier das nahelegt, zählen diese Wesen nicht zu den eigentlichen Dinosauriern. Ihre Vorfahren zweigten schon vor rund 230 Millionen Jahren von jenem Ast der Archosaurier ab, dem auch die Dinos entsprossen.

Einen bisher unbekannten, eindrucksvollen Vertreter der Pterosaurier haben nun Forschende in Australien identifiziert: Die im Fachjournal Scientific Reports präsentierte Studie zeichnet das Bild eines Jägers mit scharfen Zähnen und großer Spannweite nach. Der Fund ist alleine deshalb schon ein Glücksfall, weil es zu dieser Gruppe von Reptilien nur spärliche Funde gibt.

Haliskia peterseni
Haliskia peterseni ernährte sich wahrscheinlich hauptsächlich von Kopffüßern und Fischen.
Illustr.: Gabriel Ugueto

100 Millionen Jahre alte Knochen

Die 100 Millionen Jahre alten versteinerten Knochen waren in der sogenannten Toolebuc-Formation im westlichen Queensland gefunden und 2021 ausgegraben worden. Nun wurde das Ergebnis der Untersuchungen der Überreste vorgestellt.

Ein Team um Adele Pentland von der Curtin University in Bentley analysierte die Überreste, zu denen der Unterkiefer, die Spitze des Oberkiefers, 43 Zähne, Wirbel, Rippen, Knochen beider Flügel sowie ein Teil eines Beins zählen.

Merkmale des Zungenbeinapparats und des Gebisses weisen der Analyse zufolge darauf hin, dass sich der mächtige Flugsaurier von Fischen und Kopffüßern ernährte. Auf Basis der Knochen geht das Team davon aus, dass das Tier eine Flügelspannweite von etwa 4,6 Metern hatte.

Weit verbreitete Gruppe

Die Art erhält den wissenschaftlichen Namen Haliskia peterseni und wird im Stammbaum in die Nähe der Anhanguera eingereiht, einer Gruppe von Flugsauriern, die während der Unter- und Oberkreide in vielen Weltregionen beheimatet war. Paläontologen fanden Fossilien von Anhanguera unter anderem im heutigen Brasilien, England, Marokko, China, Spanien und den USA. Der Name Anhanguera stammt aus der Tupí-Sprache von indigenen Nachbarn einer Fundstätte in Brasilien und bedeutet "Alter Teufel".

Ein großer Teil des zentralen westlichen Queenslands habe zu jener Zeit unter Wasser gestanden, schließen Pentland und ihre Gruppe aus diesem und anderen Funden in der Region. Die Gegend war demnach von einem riesigen Binnenmeer bedeckt und lag auf dem Globus etwa dort, wo sich heute die südliche Küstenlinie Victorias befindet. (red, APA, 13.6.2024)