Fürs Image ist die E-Version der wichtigste Beitrag. Für den massenhaften Absatz gibt’s aber zusätzlich einen Verbrenner, später folgt noch 48-Volt-Mildhybrid.
Citroen

Autofahren ist schmutzig, das ist mittlerweile allen bekannt. Pkw verursachen circa zwölf Prozent der CO2-Emissionen in der EU und was hier Abhilfe schaffen kann, weiß heutzutage auch fast jeder: Elektroautos. Doch während sich die Elite längst luxuriös in ihren BMW i7 chauffieren lässt und auf den umweltverschmutzenden Pöbel herabschaut, war die breite Masse bis jetzt immer noch auf die Tankstelle angewiesen. Ein paar Luxusschlitten zu elektrifizieren macht da den Braten auch nicht fett.

In Deutschland kostet das durchschnittliche neu zugelassene Elektroauto 52.700 Euro. Der durchschnittliche Österreicher verdient um die 33.000 Euro im Jahr, brutto. Das ist weniger. In den 569 Tagen, die er arbeiten müsste, um sich das zu leisten, fallen aber tatsächlich auch andere Kosten an, wie z.B. Steuern und Miete. Oder Essen. Und so cool es auch wäre, einfach unser aller Einkommen zu vervielfachen, ist es vielleicht momentan leichter, Elektroautos im Preis zu reduzieren. Da kommt Citroën ins Spiel und präsentiert uns deren Volumensmodell, den C3, aber mit ihrem komischen ë vorne dran. Die Menge jubelt. Tränen fließen. Citroëns Augen drehen sich wie eine Slotmaschine und landen auf zwei Dollarzeichen, man hört eine alte Registrierkasse klingeln.

Ohne Kompromisse, fast

Warum der ë-C3 so wichtig ist, wird einem schnell klar, wenn man die momentane Elektropalette des europäischen Marktangebots inspiziert. Klar, es gibt den Twingo mit seinen zwei Türen, null Gleichstrom-Kontakten und 80 PS und aus gleichem Hause kommt bald der Renault 5 E-Tech Electric, auch merkbar unter 30.000. Nach dem verfrühten Ableben des VW e-Up und des smart EQ Forfour ist die einzige viertürige Konkurrenz in der Preisklasse der Dacia Spring, der teilweise zu Spottpreisen angeboten wurde - und was Sicherheit und Leistung angeht eher als Oberklasse-Mopedauto zu verstehen ist. Der ë-C3 hingegen ist ein komplett vollwertiges Auto, ganz ohne Kompromisse.

Klar gegliedert zeigt sich das Cockpit. Überraschend geräumig geht es in der Fahrerkabine zu.
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Na gut, ein paar Kompromisse muss man natürlich eingehen, den sensationell niedrigen Preis von 19.500 Euro erreicht man nur mittels Förderung in Höhe von 5400 Euro und einem absoluten Minimum an Ausstattung. Die Optionen sind ohnehin sehr überschaubar und für konsequente Sparefrohs gibt es eigentlich eh nur eine Wahl: Die You-Version in Standardfarbe Graublau. Nicht der ansprechendste Farbton, und für 204 Euro gibt’s ihn auch in Weiß, aber bei allen anderen Lackierungen knacken wir schon die 20-Riesen-Schwelle.

Bin Laden

Die einzige andere Wahl, die uns der Konfigurator hier anbietet, ist der vermutlich sehr empfehlenswerte interne dreiphasige Gleichrichter für 402 Euro, der eine AC Ladung von 11 kW ermöglicht. Andernfalls stehen einem nur 3,7 kW Wechselstrom zur Verfügung, was zu einer Ladezeit von über neun Stunden führt. Mit dem Upgrade sind es nur etwa drei Stunden von 20 auf 80 Prozent. Wie auch immer Sie sich entscheiden, der ë-C3 akzeptiert auf jeden Fall auch 100 kW vom Fast-Charger, der die mittleren 60 Prozent in weniger als einer halben Stunde auftanken kann, sollten Sie einmal auf einem Stück über die Reichweite von 324 Kilometern hinauswollen. Innerorts dürfte er doch um einiges weiter kommen und sich in diesem Biotop auch um einiges wohler fühlen.

Dass er für die Stadt konzipiert wurde, erkennt man auch an der aggressiven Rekuperation, die er standardmäßig leistet. Wo man sonst eine stärkere Motorbremswirkung dazuschalten muss, ist sie hier von Natur aus recht kräftig und muss absichtlich deaktiviert werden. DC-Schnellladung und eine Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h waren definitiv notwendig, um außerhalb der Stadtgrenzen brauchbar zu sein und die Leistung von 83 kW trifft ziemlich genau den Sweetspot, viel weniger wäre schon zach gewesen bei 1,5 Tonnen Leergewicht. Damit schafft er’s immer noch in elf Sekunden von 0 auf 100.

Wie schon die Front, betont auch die Heckansicht des Viermetermobils: Seht her, ich bin ein strammes Kerlchen!
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Falls Ihnen das immer noch alles viel zu dekadent klingt, lohnt es sich, noch ein bisschen zu warten. Eine noch günstigere Ausführung mit einer kleineren 29-kWh-Batterie statt der momentanen mit 44 kWh sollte nächstes Jahr erscheinen. Bei gleicher Effizienz von 16,4 kWh pro 100 km komme ich hier auf eine theoretische Reichweite von 214 Kilometern. Noch billiger ist die bereits erhältliche Ausführung mit 0-kWh-Batterie, die stattdessen die chemische Energie aus fossilen Brennstoffen extrahiert und mit dieser primitiven Energiequelle lediglich 16.490€ kostet. Förderung gibt’s dafür aber keine.

Wollen Sie den Preis in die andere Richtung adjustieren, darf es vielleicht die Max-Ausstattungslinie sein? Für nur 4500 Euro, also einem Aufschlag von 25 Prozent, muss man nicht auf das zentrale Display verzichten, das sonst durch eine bloße Handyhalterung ersetzt wäre, plus Citroën legt noch eine Rückfahrkamera, eine Klimaautomatik und ein kabelloses Ladepad fürs Handy obendrauf. Außerdem kann man nur beim Max das Winterpaket für 702 Euro erwerben, das Lenkrad, Windschutzscheibe und Vordersitze beheizbar macht.

310 Liter fasst der Kofferraum, bei Elektro und Verbrenner gleich viel - weil: Mischplattform.
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Das mit dem fehlenden Display der You-Linie klingt jetzt vielleicht ein bisschen spartanisch, aber die gewohnten Features wie Freisprechanlage und Radio sind dennoch verfügbar und wurden lediglich ans Smartphone delegiert, weswegen ein Ladepad in der Halterung echt keine blöde Idee gewesen wäre. Die dazugehörige MyCitroen-App kann man nach Bluetooth-Koppelung mit dem äußerst bequemen Lenkrad steuern, genauso wie den serienmäßigen Tempomaten. Tachometer und ähnliche Anzeigen befinden sich auf einem sehr gut platzierten Bildschirm, direkt unter der Windschutzscheibe, den Citroën fälschlicherweise als HUD bezeichnet. Die Fahrerkabine ist überraschenderweise sehr geräumig ausgefallen und besonders lange Menschen werden sich über den erhöhten Kopfraum freuen.

Und hier das Interieur der verbrennungsmotorischen Version - unschwer am Schalthebel zu erkennen.
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Eine kleine Erweiterung erfuhr auch der Kofferraum, der um ein Sechserpack Coca Cola auf 310 Liter vergrößert wurde, leider aber auch eine sehr hohe Kante erhielt, über die man die Limonadenpackung jetzt hieven muss.

Was das Aussehen betrifft, scheinen die Meinungen auseinander zu gehen, wie schon bei der vorigen Generation. Er hat definitiv einen Crossover-Look erworben, der ihm meiner Meinung nach nicht so besonders steht. Ich empfehle Ihnen aber, sich mit dem Erscheinungsbild anzufreunden, denn ich nehme an, Sie werden in den kommenden Jahren einige C3 zu sehen bekommen. (Felix Pisecker, 16.6.2024)

Citroën C3: Citroën ë-C3 (Elektro-Fahrzeug; alternative Antriebe); Photo: Andreas Stockinger