Modebewusste Menschen ziehen nun Fußballtrikots über, das weiß auch der Onlinehändler Zalando.
Zalando

Heute soll es um ein Modephänomen gehen, das sich schon vor einigen Saisonen abgezeichnet hat. Fußballtrikots werden nämlich nicht mehr nur in den Fankurven von Rapid, dem FC Bayern oder während eines Public Viewings übergestreift. Wer Lässigkeit demonstrieren will, kombiniert das Fußballleiberl jetzt auch im Büro mit einer Levi's oder, noch besser, weit geschnittenen Cargohosen. Für Debatten in der Mittagspause werden diese Leiberln höchstwahrscheinlich nicht sorgen. Denn: Niemand muss sich mehr zu einem Klub bekennen. Dafür eher zu einer Luxusmarke.

Es hat nämlich die Stunde der modebewussten Sportmuffel geschlagen. "Keine Angst, du musst kein Fußballfan sein, um den Style zu tragen", heißt es auf der Website des deutschen Sportartikelherstellers Adidas. Nachsatz: "Mit deinem Fußball-inspirierten Look kannst du auch dann punkten, wenn Stadionbesuche nicht so dein Ding sind."

Pharrell Williams hat jedenfalls für Louis Vuitton ein Trikot mit Firmenlogo auf der Brust entworfen, die Teile der angesagten, in London ansässigen Designerin Martine Rose kommen da schon etwas subtiler daher. Und dann gibt es Exemplare, die beide Lager miteinander versöhnen dürften. Der 1. FC Köln hat mit dem deutschen Fair-Fashion-Anbieter Armedangels eine Kollektion aus Biobaumwolle und recycelter Baumwolle entwickelt. Einen Namen gibt es für das Phänomen "modisches Fußballtrikot" auch: Bloke-Core heißt der Trend.

Designchef Pharrell Williams ließ in seiner Louis-Vuitton-Show Männermodels in LV-Trikots aufmarschieren.
EPA

Unter dem gleichnamigen Hashtag zeigen sich auf Tiktok Männer, deren Stilvorbild Rudi Völler oder Schneckerl Prohaska sein dürfte: Sie tragen Fußballtrikots, Levi's 501, Goldketterl, Vokuhila – und manchmal auch einen Oberlippenbart.

Das Geheimnis des Erfolgs von Athleisure-Wear? Mit dem Zeug lässt sich haufenweise Geld verdienen. Das haben die Merchandise-Abteilungen der Fußballvereine in den vergangenen Jahrzehnten bewiesen. Der FC Barcelona soll mit seinem Ausrüster Nike im vergangenen Jahr 179 Millionen Euro eingenommen haben, der FC Bayern München mit Adidas 147 Millionen. Wer käme da nicht auf die Idee, mitzunaschen?

Auch die Sportartikelhersteller lassen sich von den #Blokecore-Inszenierungen in den sozialen Medien mitreißen. Thomas Müller posierte unlängst selbstironisch im Neunzigerjahre-Dress vor der Kamera. Die italienischen Spieler Federico Dimarco und Gianluigi Donnarumma ließen sich in voller Montur beim Five o'clock Tea fotografieren.

Federico Dimarco und Gianluigi Donnarumma.
Adidas

Ob der Spaß die EM überlebt, wird sich zeigen. (Anne Feldkamp, 17.6.2024)