Kylian Mbappé im Gespräch mit Trainer Didier Deschamps.
REUTERS/Kacper Pempel

Berlin – Frankreich hofft und bangt. Spielt Kylian Mbappé mit lädierter Nase im EM-Kracher gegen die Niederlande? Der Gesundheitszustand des französischen Superstars wird vom Verband gehütet wie ein Staatsgeheimnis – und auch Mbappé selbst lässt die besorgten Fans der Equipe Tricolore im Unklaren.

"Ohne Risiken gibt es keine Siege", schrieb der 25-Jährige kryptisch in den sozialen Medien. Mit einem großen Pflaster auf der gebrochenen Nase absolvierte Mbappé am Mittwochabend im Teamquartier des Topfavoriten eine individuelle Athletikeinheit, tauschte sich dabei mit Nationaltrainer Didier Deschamps aus. Frankreichs Fußballverband FFF hatte für Mittwoch ein Update zum Wohlbefinden des Angreifers angekündigt – es blieb jedoch aus.

Hoffnung machten die Aussagen seiner Teamkollegen. "Gute Nachrichten, es ging ihm heute Morgen besser", berichtete William Saliba, Mbappé habe sich einigen Untersuchungen unterzogen. Ob der Kapitän im zweiten Gruppenspiel gegen die Niederlande am Freitag (21 Uhr / Servus TV) in Leipzig aber auflaufen kann, dahingehend wollte sich noch niemand festlegen.

Glück im Unglück: Zum Schießen braucht man keine Nase.
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Nach dem Nasenbeinbruch, den sich Mbappé in der Schlussphase beim Auftaktsieg gegen Österreich (1:0) zugezogen hatte, teilte der Verband im Wissen um die Brisanz einer nationalen Angelegenheit lediglich mit, dass eine Maske gefertigt werde, die es ermögliche, "nach einer gewissen Zeit der Behandlung eine Rückkehr ins Spiel zu erwägen". So oder so steht Deschamps vor einem Dilemma.

Schont er seinen eigentlich unverzichtbaren Weltstar gegen die knallharten niederländischen Verteidiger um Virgil van Dijk lieber für den weiteren Verlauf des Turniers, in dem Mbappé inmitten der politischen Debatten um den Rechtsruck in der Heimat der große Hoffnungsträger ist? Oder ist der Kampf um den wichtigen Gruppensieg Argument genug, um den zukünftigen Angreifer von Real Madrid als Maskenmann auflaufen zu lassen?

Nicht zu ersetzen

Fakt ist: Im topbesetzten Kader der Franzosen ist Mbappé vielleicht der einzige Akteur, der nicht gleichwertig zu ersetzen ist. Ein mögliches Fehlen gegen die Niederlande wäre daher "ein harter Schlag", sagte Adrien Rabiot: "Er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns, der Kapitän, ein Anführer dieser Mannschaft, das wird natürlich von Bedeutung sein", führte der Mittelfeldspieler aus, "auch für die gegnerischen Mannschaften in ihrer Art und Weise, sich auf die Spiele vorzubereiten."

Doch der Vizeweltmeister verfüge auch so über "eine erfahrene Mannschaft" und habe zumindest "weitgehend die Mittel", um Mbappé zu ersetzen, so Rabiot. Eine Option im Sturmzentrum könnte Olivier Giroud (37) sein, immerhin Rekordtorschütze der Equipe Tricolore. "Meine Einstellung ist immer dieselbe: Ich will der Mannschaft etwas geben, wenn der Trainer mir die Chance gibt", sagte Giroud nach dem Österreich-Spiel – und wartet wie die ganze Nation auf ein Gesundheitsupdate seines Teamkollegen. (sid, 20.6.2024)