Bei der grünen Gentechnik ist Österreich europäischer Spitzenreiter – wenn es um deren Ablehnung geht. Umso erfreulicher ist es, dass sich Jiří Friml, einer der weltweit führenden Pflanzenbiologen, vor etwas mehr als zehn Jahren dazu entschied, ans Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg zu wechseln.

Jiří Friml, Wittgensteinpreis
Jiří Friml, Wittgenstein-Preis-Träger 2024, mit der besterforschten Pflanze des Planeten, der Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana). Auch er hat an diesem "Unkraut" bedeutende Entdeckungen gemacht.
FWF / Luiza Puiu

Der gebürtige Tscheche machte in den vergangenen Jahrzehnten bahnbrechende Entdeckungen, wie sich Pflanzen mittels des Hormons Auxin an die jeweiligen Umweltbedingungen anpassen. Heute ist der "Pflanzenversteher" einer der meistzitierten Forscher in seinem Bereich, und hunderte angewandte Forschungsgruppen weltweit nützen seine fundamentalen Erkenntnisse, um den Ertrag von Nutzpflanzen zu steigern und um diese für die Auswirkungen des Klimawandels wie Hitze und Trockenheit fitter zu machen.

Zu den zahlreichen internationalen Ehrungen und Preisen, die der 50-Jährige bereits erhielt, kam am Donnerstag Österreichs wertvollste Wissenschaftsauszeichnung dazu: der mit 1,7 Millionen Euro dotierte und vom FWF vergebene Wittgenstein-Preis, dessen Gelder freilich wieder in die Wissenschaft zu investieren sind – konkret: in junge Forschende in seiner Gruppe, die aus aller Welt kommen, vornehmlich übrigens aus China, wo die enorme Bedeutung der Pflanzenforschung sehr viel mehr geschätzt wird als hierzulande.

Als Pflanzenforscher ein Quereinsteiger

Friml begann seine Karriere als Quereinsteiger, denn eigentlich studierte er in Brno Chemie. In seiner Kindheit und Jugend in Südmähren sei er zwar viel mit Pflanzen in Kontakt gekommen: im Garten der Mutter und beim Veredeln von Obstbäumen. Dass Pflanzen und insbesondere ihr Wachstum zu seinem Lebensthema werden sollten, sei dann aber erst bei der Dissertation passiert. Und dass er in der Pflanzenforschung als Chemiker zunächst eher Außenseiter war, habe aber geholfen, bei seiner Dissertation ganz Neues zu entdecken, wie er im Rückblick sagt.

Früh folgten neben den Auszeichnungen (unter anderem dem renommierten Körber-Preis 2010) auch Professuren in Deutschland und Belgien, ehe er 2012 mit seiner slowakischen Frau und Fachkollegin Eva Benková und den beiden gemeinsamen Töchtern nach Klosterneuburg übersiedelte, um am damals noch ganz jungen ISTA eine der ersten Professuren anzutreten.

Das sei eine sehr gute Entscheidung gewesen, sagt Friml, der 2024 auch einen noch höher dotierten ERC-Grant erhielt. Am ISTA könne er interdisziplinär Grundlagenforschung betreiben. Denn die Neugier treibe ihn immer noch an, und vieles am Wachstum der Pflanzen sei noch unverstanden. Nicht verstehen könne er aber auch die Gentechnikskepsis, die frustrierend sei: "Im Grunde wollen wir alle dasselbe: eine nachhaltigere und grünere Landwirtschaft. Und gerade die neuen Techniken des Genom-Editings können ganz wesentlich dazu beitragen." (Klaus Taschwer, 20.6.2024)