Auch die Schauspieler von "Beverly Hills Cop" sind in den letzten 30 Jahren ein Stück älter geworden.
AFP/VALERIE MACON

Axel Foley ist zurück? Wenn Ihnen dieser Name etwas sagt, sind Sie wohl ebenfalls schon länger mit der Schule fertig. Die Beverly Hills Cop-Reihe, zumindest die ersten beiden Teile, waren gute Beispiele für eine von unterhaltsamen Actionfilmen geprägte Zeit, in der noch nicht jeder Nebensatz ein eigenes Reddit-Forum gefüllt und unzählige Youtube-Videos provoziert hat. Diese Zeit, als auch nicht jeder täglich darüber nachdenken musste, ob er Gen X, Gen Müde oder Ähnliches war, würde sich sicher nicht nur der Autor dieser Zeilen für rund zwei Stunden zurückholen. Gut, dass Streaming-König Netflix Geld in die Hand genommen hat, um einen vierten Teil mit Eddie Murphy und Co produzieren zu lassen.

Die Angst ist natürlich groß, dass der Film eine Vollkatastrophe wird, wie so viele Aufgüsse der jüngeren Vergangenheit. Aber weil dann auch noch Cobra Kai Ende des Monats in die finale Staffel geht – da kickt wieder das gehobene Alter von wegen "auftragen, polieren" –, dachte ich mir: Schnapp ich mir wieder mal einen Monat und schaue, was ich verpasst habe.

Noch drei Tage bis Axel F

Streaming ist teuer geworden. In regelmäßigen Abständen berichtet auch der STANDARD über weitere Preisanpassungen, während parallel das Streamen auf mehrere Geräte beschnitten und Werbung eingeführt wird. Nachdem ich die meiste Zeit mit Disney+ und Amazon Prime meine knapp bemessene Freizeit füllen kann, war die Lust auf Netflix nach der zuletzt ausgestrahlten Staffel von Stranger Things enden wollend. Die Inflation macht auch vor einem kleinen Redakteur nicht halt, weshalb Netflix bei mir eine längere Pause einlegen musste.

Mir ist natürlich nicht entgangen, dass man mit 3 Body Problem, Rentierbaby und anderen Eigenproduktionen oder Übernahmen den Köcher immer voll hält, aber mit fortschreitendem Alter kommt der Mut zur Lücke fast genauso sicher wie regelmäßige Arztbesuche. Angestachelt durch die kommende Action-Fortsetzung sollte diese Lücke aber zumindest für einige Wochen gefüllt werden. Also rein ins Abenteuer und die alten Login-Daten wieder eingetippt. Der "Passwort vergessen"-Umweg wurde natürlich auch genommen, wie immer.

Netflix Preise
Bis zu 17,99 Euro im Monat will Netflix von Neukunden. Da heißt es einmal durchschnaufen.
Netflix

Da stehen sie also, die neuen Preise. Kurz wird mir schwummrig und ich muss mich setzen. Ach so, ich sitze schon. Dann eben ein Schluck Wasser. 17,99 Euro pro Monat kostet der Spaß, wenn man 4K, 3D-Audio und mehr als zwei Geräte gleichzeitig bespielen will. Waren diese Dinge nicht im alten 9,99 Euro Abo enthalten? Gut, nachdem ich auch manchmal am Handy oder am Tablet schaue, entscheide ich mich für das Standard-Abo, was maximal 1080p verspricht, also eine Auflösung, die sich vor etwa 15 Jahren etabliert hat.

Aber Hass im Netz gibt es schon genug, also schnell Frieden geschlossen mit der Entscheidung und rein in die bunte Welt des roten "N". Noch immer wird man erschlagen vom Angebot. Meine Liste, Top-Suchanfragen, Serien für einen Serienmarathon, von der Kritik gelobte Serien und und und. Bei den Top-Ten-Filmen für Österreich zeigt der Service A Family Affair, eine lustige Komödie mit Nicole Kidman und Zac Efron. Nein, danke. Bei den Serien lacht einer der Kaulitz-Brüder von der Top-Position. Schnell weiterscrollen.

Noch zwei Tage bis Axel F

Noch ein Tag bis Axel Foley. Man scrollt sich durch Hitler-Dokus, viele weitere grimmige Gesichter und erkennt ein paar alte Bekannte, namentlich The Walking Dead, Stranger Things oder Arcane. Letztere wird ja auch bald fortgesetzt, doch ist nirgends auf dem Tab der Serie vermerkt, wann es s oweit sein wird. Bis auf diesen kleinen Schönheitsfehler gehört die Software dennoch noch immer zum Besten, was User-Freundlichkeit bei Streamingservices angeboten wird. Egal ob am TV, im Browser oder am Handy, alles flutscht, wie man sich das nur wünschen kann. Da hinken vor allem Sky und Amazon Prime, beide auch in Sachen Sprachauswahl, wie ein angeschossener Esel hinterher.

Und dann wäre da auch noch die oft vergessene Games-Bibliothek mit immerhin 80 Spielen, von der im eigenen Freundeskreis oft begeistert erzählt wird. Abgesehen davon, dass man sie noch immer nicht besonders auffällig als eigene Sparte markiert hat und die Games weiterhin nur in der App für Smartphones und Tablets zugänglich sind, ist die Auswahl tatsächlich gut gewachsen. So finden sich neben typischen Handy-Games auch spielerische Highlights wie Hades (nur iOS und iPadOS), Terra Nil, Sonic Mania oder Oxenfree im Angebot. Alle am Smartphone nicht spielbar, weshalb lediglich Leute mit Tablet und verbundenem Controller von diesem Angebot profitieren. Von einem auch für TV-Geräte optimierten Angebot, gern auch via Streaming wie das kürzlich auch in Österreich gestartete Luna von Amazon, ist man offenbar noch weiter entfernt. Schade.

Netflix Games
Von der Spielebibliothek wissen viele nicht, vielleicht auch deshalb, weil sie nur in den App-Versionen für Smartphone und Tablet zu finden sind.
aam/STANDARD

Noch ein Tag bis Axel F

Über ein zu geringes Angebot kann man bei Netflix wirklich nicht schimpfen. Auch wenn man weder auf Zac Efron noch die Kaulitz-Brüder Bock hat, findet man mehrere Staffeln Peaky Blinders im Angebot, genau wie zahlreiche Dauerbrenner à la Dexter, Ozark, exklusive Highlights wie Beef oder Ripley sowie das wunderbar zynische Loudermilk. Bei den Filmen wäre dem Autor jetzt nichts ins Auge gesprungen, offenbar noch immer eine Baustelle für moderne Regisseure. Rebel Moon oder Madame Web kann man wohl ohne Reue ignorieren.

Somit wartet der diese Zeile schreibende Rückkehrer weiterhin gespannt auf das Comeback von Eddie Murphy, bereitet sich aber sicherheitshalber auf eine Enttäuschung vor und wagt vielleicht einen Blick in Beef. Danach wird Netflix wohl wieder ent-abonniert. Das Angebot ist tatsächlich groß, aber FOMO wird bei den wenigsten Dingen ausgelöst. In einem Jahr kann man ja wieder vorbeischauen. Dann könnte auch schon die zweite Staffel von Arcane online sein. Sagt zumindest der gute Freund und Einflüsterer Google. (Alexander Amon, 2.7.2024)