Das Videomaterial war nur fürs Familienalbum gedacht. Roger Federer, für viele der eleganteste Tennisspieler aller Zeiten, wollte sein letztes Match festhalten. Er engagierte Regisseur Asif Kapadia, der zuvor mit seiner Filmbiografie über Amy Winehouse einen Oscar gewonnen hatte. Wie etwa bei einer Hochzeit sollte er einen Meilenstein in Federers Leben dokumentieren. Nur dass der Schweizer nicht Ja sagte, sondern Baba.

Tennis-Legende Roger Federer schaut in die Zukunft.
Foto: AP/Andy Wong

Der Film soll als Erinnerung dienen für Federers vier Kinder. Sagt er zumindest. Später ließ er sich überreden, das Material in der Doku Federer: Zwölf letzte Tage mit der Öffentlichkeit zu teilen. Es ist ein regnerischer Tag in der Schweiz, als Federer seinen Rücktritt per Social Media verkündet. Sein Manager Tony Godsick ist sich nicht zu schade, das Karriereende monumental zu überhöhen, indem er sagt: "Die Schweizer Alpen verdrücken eine Träne für Roger." Ehefrau Mirka fragt sich, ob sie ihrem Mann auf Instagram folgt und sie das Posting auch sehen könne. Sie kann.

Die Doku zeigt Federer im Privatjet und im Auto, im Anzug und in Unterhose, im Fitnessstudio und auf Krücken. Der Film umgeht echte Einblicke in die Privatsphäre, Kapadia vermeidet einen kritischen Blick auf seinen Auftraggeber.

OFFICIAL TEASER | FEDERER: Twelve Final Days
Amazon Prime Video Sport

Federer bestreitet sein letztes Match im Doppel mit seinem Erzrivalen und guten Freund Rafael Nadal. Nach dem Matchball brechen alle Dämme, die beiden weinen, und 16.000 Fans im Stadion weinen mit. Für Federers Fans ist der Film herzzerreißend. Und vielleicht nicht nur für sie. Falls sie wollen, können seine Kinder das Stück seit einigen Tagen rauf und runter streamen. Der Vater müsste ein Abo für Amazon Prime spendieren. (Lukas Zahrer, 2.7.2024)