Die Polizei ermittelt weiter.

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Wien – Ein 50-jähriger obdachloser Pole, der in Wien einen Apotheker und eine zweifache Mutter getötet haben soll, ist am Donnerstag in U-Haft genommen worden, teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn der APA mit. Der Mann, der in die Häuser eingedrungen sein und seine Opfer brutal attackiert haben soll, wurde wenige Stunden nach der zweiten Tat in der Nähe des Tatorts festgenommen. Er beteuerte vor der U-Richterin seine Unschuld.

Allerdings wird er durch DNA-Spuren am Tatort belastet. Auch befanden sich Blutspritzer der Opfer auf seiner Kleidung. Ob der Mann für weitere Taten verantwortlich ist, ist noch Gegenstand von Ermittlungen. Die Auswertung der DNA-Datenbank sei noch nicht abgeschlossen, sagte die Sprecherin der Wiener Staatsanwaltschaft, Nina Bussek.

Zwar wurde vom Verfassungsgerichtshof (VfGH) eine Bestimmung aufgehoben, die zwingend Untersuchungshaft vorschreibt, wenn es um ein Verbrechen mit mindestens zehn Jahren Strafdrohung geht. Diese wurde zum Zeitpunkt der Haftverhandlung am Donnerstag allerdings noch nicht im Bundesgesetzblatt veröffentlicht, weshalb die U-Richterin die Haft sowohl bedingt obligatorisch als auch wegen der Haftgründen Flucht- und Tatbegehungsgefahr verhängte.

Wahrscheinlich seit 2020 in Österreich

Der 50-Jährige hält sich wahrscheinlich seit 2020 in Österreich auf, seit Sommer 2022 gab es eine Festnahmeanordnung wegen seiner Abschiebung. Strafrechtlich aufgefallen war er in Österreich vor allem Ende 2022 durch zwei Delikte: am 27. Dezember wegen Körperverletzung an seiner – ebenfalls obdachlosen – polnischen Lebensgefährtin und am 29. Dezember wegen Brandstiftung in einem leerstehenden Haus. In Deutschland hatte er von 2001 bis 2018 insgesamt 23 Delikte verübt – von Diebstahl über Körperverletzung bis hin zum Raub.

In der Silvesternacht soll der 50-Jährige sein erstes Opfer, den Apotheker, in der Donaustadt getötet haben. Der Fall ist selbst für die erfahrensten Ermittler sehr ungewöhnlich, denn der Mann dürfte ohne jegliches Motiv gehandelt haben. Beim Apotheker, der massive Kopfverletzungen sowie Misshandlungsspuren am ganzen Körper aufwies und an den Beinen gefesselt war, fanden die Polizisten zwar eine hergerichtete Tasche mit Diebesgut aus dem Haus, diese wurde aber zurückgelassen. Der Verdächtige soll sich über längere Zeit am Tatort aufgehalten und auch alkoholische Getränke konsumiert haben. Mitgenommen soll er dann aber lediglich eine Geldbörse und die Schuhe des Opfers haben.

Auch bei dem zweiten Delikt, bei dem eine zweifache Mutter in Floridsdorf durch massive Gewalt gegen den Kopf und mehrere Messerstiche getötet wurde, dürfte es sich nicht um einen regulären Einbruch gehandelt haben. Der Verdächtige soll sich vermutlich ebenfalls mehrere Stunden in dem Haus aufgehalten, Getränke konsumiert und letztlich wieder nur Schuhe gestohlen haben. Die beiden anwesenden Kinder (vier und fünf Jahre alt) blieben körperlich unversehrt, sie werden nun schonend befragt. In die Häuser soll der Verdächtige jeweils durch unverschlossene Türen gekommen sein. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung. (APA, red, 12.1.2023)